Kastensarg eines Mannes namens Nacht

Video: Die Geschichte eines Exponats

Kastensarg des Nacht, Holz, Spätzeit © King`s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 22156, Foto: Jens Klocke

Kastensarg des Nacht, Holz, Spätzeit © King`s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 22156, Foto: Jens Klocke

In den Jahren 1902 bis 1904 leitete der britische Archäologe John Garstang eine Grabung in Beni Hassan. 300 km südlich von Kairo, am Ostufer des Nils, legte er ungefähr 1000 Bestattungsgräben frei und fand dabei etwa 100 Särge. Sie gingen an verschiedene Museen in Kairo und Europa. Darunter war auch ein besonderes „Haus für die Ewigkeit“: der Kastensarg eines Mannes namens Nacht. In Aberdeen für einige Jahre sicher aufbewahrt, geriet er von der Forschung für lange Zeit in Vergessenheit. Mit der Unterstützung des Freundeskreises Lokschuppen Rosenheim e.V. wurde er für die Ausstellung PHARAO erstmals aufwändig restauriert und erforscht. Die Texte nennen uns den Sargbesitzer: Der Mann namens Nacht – „der Starke“ – trug die Verantwortung für ein Versorgungsdepot in einem großen Haushalt oder einer staatlichen Einrichtung. Er lebte zwischen 1950 und 1850 v. Chr. und war ein angesehener Mann. [the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Ausstellungsraum mit kastensarg Pharao Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

Ausstellungsräume PHARAO Ausstellung
© Andreas Jacob

Die Außenseite des Deckels steht ganz unter dem Thema „Himmel“ – denn zu ihm möchte der Verstorbene aufsteigen. Auf der Innenseite des Deckels spricht Nacht von seiner göttlichen, jenseitigen Existenz – sie gewährt ihm ewige Regeneration und Fortdauer: „Mir gehört das Gestern, und ich kenne das Morgen. (…) Was das Gestern anbelangt, dies ist der Totengott Osiris. Was das Morgen anbelangt, dies ist der Sonnengott Re.“ Der Sargboden ist als Insel gestaltet, die von einem blauen Wasserlauf umgeben ist. Um das Wasser zu überqueren und den symbolischen Ort der Insel zu erreichen, benötigt Nacht die Hilfe eines Fährmanns. Der Text auf dem Boden gibt seine Bitte wieder, ihn zur Insel überzusetzen – nachdem ihm dies der Fährmann zunächst verweigert, muss Nacht einige Fragen beantworten, die sein Wissen über die Fähre unter Beweis stellen. Die Außenwände des Sarges sind mit Palastfassaden dekoriert. Man sieht auch seinen Begräbnisschlitten – auf ihm wurde der Sarg sicher ins Grab transportiert. An den äußeren Längsseiten erbitten Opferformeln ein Totenopfer und ein schönes Begräbnis: “Möge Osiris ein Totenopfer, Brot und Bier, Rinder und Geflügel, Alabaster und Leinen, Weihrauch und Salbe sowie alle schönen und reinen Dinge wovon ein Gott lebt, dem Ka des Versorgten Nacht geben. Auch die Innendekoration kümmert sich in Wort und Bild um die Versorgung des Verstorbenen: so sind Nahrungsmittel, Salb- und Ölgefäße, verschiedene Stoffe und Schmuck dargestellt. Eingewickelt in große Tücher, lag die Mumie des Nacht im Sarg ursprünglich auf der Seite. So blickte er durch das große Augenpaar, das sowohl innen als auch außen zu sehen ist, nach draußen, um den Sonnenaufgang zu sehen und an der Regeneration des Sonnengottes teilzuhaben.