Von 1741 bis 1867 beanspruchte das Russische Reich Alaska für sich. Die Kolonie »Russisch-Amerika«, wie Alaska damals hieß, war in den Augen Russlands eine ergiebige Quelle für die begehrten Seeotter- Pelze, die von den Händlern der Russisch-Amerikanischen Kompanie nach China verkauft wurden. Um an die gewinnbringenden Seeotter heranzukommen, brauchte Russland das Know-how der jagderfahrenen Urbevölkerung. Russland begann daher, die indigenen Arbeitskräfte in ein System von Zwangsverpflichtungen einzubinden, das so rigide war, dass es selbst von den russischen Priestern, die als Missionare nach Alaska gingen, heftig kritisiert wurde. Vor allem die Stämme der Aleut und der Pazifischen Eskimos hatten unter der russischen Herrschaft und ihren Ausbeutungsmechanismen zu leiden. Anders das Volk der Tlingit: Sie konnten sich ihre Freiheit und Unabhängigkeit erhalten. Bis zum Verkauf an die USA im Jahre 1867 blieb Russisch-Amerika eine fast ausschließlich auf den Handel ausgerichtete Kolonie.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Alles fast beim Alten: Mit dem Eintreffen der Europäer und Russen begann sich das Leben der Urbevölkerung Alaskas allmählich zu verändern. Zum Beispiel bereicherten neue Gegenstände das Alltagsleben. Außerhalb der Siedlungen hatte sich das Leben trotz des russischen Einflusses jedoch kaum verändert.
Fremdgeworden im eigenen Land: Unter russischer Herrschaft wurden in Alaska vielerorts russisch-orthodoxe Kirchen errichtet. Die Vermutung liegt nahe, dass sich viele Ureinwohner Alaskas durch die russische Kolonialherrschaft teilweise wie Fremde im eigenen Land vorgekommen sein dürften.
Zum Christentum bekehrt: Um das Jahr 1806 unternahm Russland eine erste Weltumsegelung. Dabei legte das russische Schiff in der Bucht von San Francisco an. Die Siedlung stand unter spanischer Mission, die offensichtlich recht erfolgreich darin war, die Einheimischen zum christlichen Glauben zu bekehren.
Stämme Russisch Amerikas – Aleut — Mechanismen der Ausbeutung: 1780 gründete Russland seine erste feste Niederlassung auf Unalaska. Die Insel gehört zur Inselgruppe der Aleuten, dem Siedlungsgebiet der Aleut. Sie lebten im Winter in sogenannten Winterdörfern, die aus einer Gruppe halb unterirdisch gelegener Erdhäuser bestanden. Ihre Gesellschaftsform war hierarchisch organisiert. Die besondere Stärke der Aleut lag in der Jagd nach Seeottern. Dieses gewinnbringende Know-how wollte Russland für sich nutzen, um in den Handel mit Seeotter-Fellen groß einzusteigen. In der Folge wurden die Aleut erst tributpflichtig gemacht, um dann mit Hilfe von Waffengewalt und Geiselnahme durch russische Pelzhändler gänzlich zu Zwangsarbeitern degradiert zu werden.
Yup‘ik und Inupiaq: Nach 1830 gingen die Seeotterbestände im Süden Russisch-Amerikas deutlich zurück. Die Russisch- Amerikanische Handelskompanie dehnte deshalb ihr Jagd- und Handelsgebiet in Richtung Norden aus. Im Gebiet der dort ursprünglich lebenden Yup’ik-Eskimos – genauer: am Kuskokwim und im Yukon-Gebiet – gründete die Handelsgesellschaft drei kleine, schlecht ausgestattete Handelsposten. Die Beziehungen zu den dort lebenden nördlichen Nachbarn, den Inupiaq, blieben eher lose. Das Leben der Yup’ik aber begann sich erheblich zu verändern. Ab 1840 kamen immer mehr russisch-orthodoxe Missionare ins Land und die russischen Händler schleppten Krankheitserreger ein, die bis dahin im Siedlungsgebiet der Yup’ik nicht verbreitet waren.