Mumie der Ta-cheru: Untersuchungsergebnisse

Die Mumie Ta Cheru beim CT am St. Bernward Krankenhaus Hildesheim

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Eine Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungsergebnisse (Mai 2017) verfasst von Oliver Gauert – Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH

Innensarg der Mumie Ta-Cheru, Holz, Spätzeit © King`s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 22118, Foto: Andreas Jacob

Innensarg der Mumie Ta-Cheru, Holz, Spätzeit © King`s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 22118, Foto: Andreas Jacob

Den Informationen auf dem Sarg zufolge handelt es sich um eine Frau, die den nicht besonders spezifischen Titel nebet per (Herrin des Hauses) führte und die etwa im 4. Jhdt. v. Chr. in der Region des heutigen Luxor verstarb.

 

 

Die Mumie ist in einem hervorragenden Erhaltungszustand und auf höchstem Niveau balsamiert worden. Um das Geschlecht anthropologisch bestätigen zu können, wäre eine Vermessung des Symphysen-Winkels erforderlich, die wir bislang nicht vorgenommen haben. Wir konnten allerdings sehen, dass Balsamierungsharze bei der Konservierung des Leichnams dermaßen verschwenderisch zum Einsatz kamen, dass diese Harze in die Sargwanne geflossen sind und dort mit der Mumie verklebt sind. Die Fließspuren sind deutlich zu sehen und die Harze sind zudem in das Holz des Sarges eingedrungen. Die Mumie war somit untrennbar mit dem Sarg verklebt und es ist –  in Ägypten keineswegs selbstverständlich – hier sicher davon auszugehen, dass in dem Sarg tatsächlich die Person liegt, deren Name und Titulatur inschriftlich genannt sind. Eine Umbettung kann mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Die Zahl der Lagen der Leinenbinden variiert in Abhängigkeit von der Körperregion. Im Kopfbereich haben wir 25 Lagen gezählt, im Bereich der unteren Extremitäten 13 Lagen. Im Nackenbereich sind es noch deutlich mehr, schätzungsweise um die 50-70 Lagen Binden, die teilweise als Polsterung eingebracht worden sind. Das der Mumie aufliegende Perlennetz ist im Laufe der Zeit instabil geworden, wie ja bereits der Restaurator, Herr Klocke, festgestellt hatte. Wir konnten auch unterhalb der Mumien einzelne Röhrenperlen sehen. Die inneren Organe und das Gehirn sind mit größter Sorgfalt entfernt worden. Im Schädelinneren ist ein Flüssigkeitsspiegel zu erkennen, der von erstarrter Balsamierungsflüssigkeit herrührt, die nach der Gehirnentfernung in erhitztem Zustand in die Schädelhöhle eingebracht wurde und darin erkaltet ist. Darüber liegt noch ein weiterer Spiegel einer granulatartigen Substanz, die zusätzlich eingebracht wurde. Vom Gehirn selbst und den Hirnhäuten sind keinerlei Reste erkennbar. Interessanterweise konnten wir keinen Zugang zur Schädelhöhle finden. Normalerweise wurde das Gehirn durch die Nase entfernt, die vom Neurocranium nur durch eine dünne, leicht zu durchstoßende Knochenplatte getrennt ist. Diese sogenannte Lamina cribrosa ist aber unversehrt und auch die benachbarten Strukturen weisen keinerlei Defekte auf, so dass wir eine transnasale Exzerebration ausschließen können.