Geschichte der Wikinger

In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts häuften sich die Überfälle auf Städte und Klöster entlang des Rheins. Die küstennahen Regionen und Orte an den Flüssen wurden nach dem Tod Karls des Großen nicht mehr systematisch gegen Angriffe geschützt. Die Franken hatten den Überfällen der Wikinger, die die Flüsse hinaufsegelten, wenig entgegenzusetzen. Daher entstand im Frankenreich schnell der Ruf der heidnischen, blutrünstigen, beutegierigen Plünderer, zumal die Wikinger den Franken haufenweise Silber als Schutzgeldzahlungen abpressten. Den schriftlichen Quellen zufolge erbeuteten die Wikinger allein im 9. Jahrhundert etwa 50.000 Pfund Silber und Gold – das sind 25 Tonnen!

Im Osten wurden die Wikinger auch ‚Waräger‘ genannt, die Araber bezeichneten sie als ‚Rus‘. Ihre Wege führten sie entlang der großen Flüsse bis in das farbenprächtige Miklagård (Konstantinopel). Hier trieben sie Handel und verdingten sich als Leibwache beim Kaiser. Im Osten wurden die Wikingersiedlungen um Aldeigjuborg (Nowgorod) und Koenugardr (Kiew) zu den Keimzellen des späteren Russland. Nach der ältesten russischen Chronik seien die Waräger von den zerstrittenen slawischen Stämmen im 9. Jahrhundert ins Land geholt worden, um sie zu regieren.

Die Normannen in Nordfrankreich entwickelten rasch eine eigene kulturelle Identität. Die skandinavischen Siedler, die mit Rollo vor 911 in die Normandie gekommen waren, hatten sich schnell kulturell an das Frankenreich angepasst und den christlichen Glauben übernommen. Im 11. Jahrhundert erlebte die Normandie eine kulturelle Blütezeit. Ab 1030 eroberten Normannen Süditalien und Sizilien. In den eroberten Gebieten etablierte sich die typisch normannische Architektur, wobei Elemente der lokalen Baukunst integriert wurden.

Amerikaentdeckung

Leif Eriksson, genannt „der Glückliche“, entdeckte der Überlieferung zufolge Helluland (Baffininsel) und das bewaldete Markland (Labrador oder Neufundland). Schließlich gelangte er um 1000 nach Vinland. Vinlands genaue geographische Lage ist umstritten. Leif gründete hier eine Siedlung namens Leifsbudir. Die „Vinland-Sagas“ erzählen von Gründungen weiterer Siedlungen. Nach wenigen Jahren wurden sie wegen Konflikten mit den Einheimischen aufgegeben. Nicht Christoph Kolumbus, sondern Grönländer und Isländer skandinavischer Abstammung waren demnach die ersten europäischen Siedler in Neufundland.

Das Ende der Wikinger

Die Wikinger verschwanden nirgendwohin oder starben gar aus. Die skandinavische Bevölkerung holte die Entwicklung nach, die der Rest Europas schon hinter sich hatte – hin zu christlichen Königreichen.