Grönland

Gefangen im Handelsnetz: Grönland bedient die Gourmets der Welt: Einer der stärksten Wirtschaftszweige ist der Handel mit Fischen und Krustentieren wie Garnelen und Krabben, Seewolf und Schwarzem Heilbutt. Auch der Export von Robbenfellen sicherte den Grönländern lange Zeit ihr Einkommen. Doch die Ausbeutung der Ressourcen, die Jagd- und Fangquoten und die immer niedrigeren Erlöse fordern ein Umdenken: Die Zukunft liegt derzeit im Tourismus.

Ungleicher Handel: Lange war der Monopolhandel zwischen Grönland und Europa ungleich verteilt: Die Preise für die Rohstoffe wurden niedrig gehalten; der Gewinn kam dem dänischen Mutterland zugute. Die Grönländer lieferten Tran, Speck und Felle. Im Gegenzug erhielten sie dafür europäische Waren. Heute wird vor allem mit Fisch und Erzen gehandelt. Das dänische Monopol hat zwar ausgedient, aber viele Probleme sind geblieben.

Robbenfell: Als Grönland zur Kolonie wurde, veränderte das den Wirtschaftskreislauf der Ureinwohner. Ursprünglich diente die Robbenjagd vor allem der Ernährung. Nun aber waren die Europäer an den Robbenfellen interessiert – sie wurden jetzt zum eigentlichen Zweck der Jagd. Die Proteste der Tierschützer seit den 1970er Jahren führten dazu, dass dieser Absatzmarkt stagnierte – und die Kalaallit eine Einkommensquelle verloren.

Waljagd: Ein erlegter Wal lieferte nicht nur Fleisch, sondern auch Fett, Tran, Knochen (Bein) oder Walbarten (Hornplatten). Die Jagd war schwierig, sie erfolgte in mehreren Schritten: Erst gab man dem Wal von einem Kajak aus einen Stoß mit der Lanze, danach musste er harpuniert werden. Traditionell war die Waljagd Männersache, Frauen nahmen nur selten daran teil.

Speerwurf: Die Jagd war kein Freizeitvergnügen, sondern überlebensnotwendig. Je nachdem, auf welche Vögel, Kleintiere oder Meeressäuger man Jagd machte, musste das Gerät speziell darauf abgestimmt werden. Die Harpunen konnten unterschiedlich gehandhabt werden, mal wie Lanzen, mal als Speerschleudern.

Kajaktradition: Jeder Kajak war Maßarbeit: Er wurde aus einem Holzrahmen und Robbenleder hergestellt und genau an die Körpergröße seines Benutzers angepasst. Das Leder musste regelmäßig mit Speck eingerieben werden, damit es einerseits nicht durchnässte und andererseits nicht austrocknete. An Land wurde der Kajak an einem Holzgestell so zum Trocknen aufgehängt, dass ihn die Hunde nicht erreichen konnten.

Eskimorolle: Kajakfahren ist ein bisschen wie Fahrradfahren: Solange man sich damit fortbewegt, bleibt das Kajak in einer stabilen Lage. Steht man still, kann man leicht kentern. Die Drehung unter Wasser, mit der der Kajakfahrer sich wieder aufrichten kann, ist als »Eskimorolle« bekannt. Ungeübte Kajakfahrer verwenden seitlich am Boot angebrachte Schwimmblasen, um das Boot zu stabilisieren.

Jagdkajak: Wenn die Aleut auf Seeotterjagd gingen, nutzten sie dafür spezielle Kajaks, deren Bug so geformt war, dass er aussah wie Kopf und Beine eines auf dem Rücken schwimmenden Seeotters. Diese besondere Kajakform kam mit dem Ende der Pelztierjagd außer Gebrauch.

Gesellschaft: Aus Jägern, die in der Abgeschiedenheit der Arktis ein Leben voller Gefahren führten, ist ein Inselvolk mit Hoffnungen auf nationale Selbständigkeit geworden. Immer noch am Rand der Welt daheim und doch immer stärker mit der Welt vernetzt, sind die heutigen Grönländer und ihre Gesellschaft ein Ergebnis der kolonialen Begegnung mit Europa. Als klassische Überlebenskünstler haben sie auch aus dieser schwierigen Epoche Nutzen und Lehren für eine selbstbestimmte Zukunft gezogen.

Eine Art Bildungsbürgertum: Im 19. Jahrhundert kristallisierte sich in Grönland eine Art christlich geprägtes Bildungsbürgertum heraus. Es hatten sich enge Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Kalaallit und Dänen entwickelt. Die Familien lebten in größeren Siedlungen, meist als Handwerker oder Bibellehrer. Ihr Alltagsleben verband grönländische mit europäischen Traditionen. Bücher und Kaffeeservice gehörten genauso dazu wie traditionelles Handwerk im Schein der Öllampe.