Belebter Boden: Es gibt wenig zu fressen, aber trotzdem zieht es viele Fische auf den Grund des Meeres. Faden- und Igelwürmer leben hier, Borstenwürmer, Krebse, Weichtiere und Stachelhäuter sind die Beute für umherstreifende Räuber. In bis zu 1.200 Meter Tiefe schlängelt sich der Kragenhai über den Grund, dort ernährt er sich hauptsächlich von Tintenfischen und anderen Fischen. Grubenaale jagen bis in 2.000 Meter Tiefe nach Krebsen und kleinen Fischen. In bis zu 2.600 Meter Tiefe stöbert die Langnasenchimäre im Boden nach Fressbarem. Mehr als 3.500 verschiedene Fischarten können bis zum Tiefseeboden hinab schwimmen oder leben dort ständig, aber über die Lebensweise der meisten Tiefseefische ist bislang nur wenig bekannt. Den Tiefenrekord hält seit 1970 ein Aal, der von dem dänischen Forschungsschiff GALATHEA im Puerto-Rico-Graben aus 8.368 Metern Tiefe geholt wurde.
Leben unter Druck: In der Tiefsee ist es nicht nur kalt und dunkel, sondern es herrscht ein enormer Wasserdruck, den wir Menschen nicht aushalten können. Tauchen wir ab, beginnt schon nach einigen Metern das Ohrensausen. Der Wasserdruck steigt mit zunehmender Tiefe, alle zehn Meter um 1 Bar. Die Bezeichnung kommt aus dem Griechichischen: „bary’s“ = schwer. Und richtig schwer wird das Wasser in tausenden Metern Tiefe tatsächlich: Leere Tonnen, die U-Boote bei Versuchen mit in die Tiefe gezogen haben, sahen später aus wie plattgetretene Coladosen. Warum werden die Tiefseebewohner nicht zerquetscht? Ihre Körper bestehen aus wässrigem Gewebe. Sie haben keine Körperteile, die mit Luft gefüllt sind, zum Beispiel Lunge oder Gehörgang. Druck wirkt sich nur auf Hohlräume im Körper aus, die mit Gas gefüllt sind. Ein Problem für Fische mit Schwimmblasen. Schwimmt ein Laternenfisch von 500 auf 250 Meter hoch, nimmt der Außendruck etwa um die Hälfte ab. Seine Schwimmblase müsste sich wie ein Ballon ausdehnen und schließlich platzen. Der Fisch schafft jedoch den Druckausgleich, indem er Gas abgibt. Sinkt er wieder nach unten, füllt er die Schwimmblase. Mit zunehmender Tiefe wird das immer schwieriger. Daher besitzen viele Tiefseefische keine Schwimmblase. Ihr Skelett ist leicht gebaut. Körperfett sorgt für den nötigen Auftrieb.
Schlammwüsten am Meeresboden: Die Böden der Tiefsee bestehen aus weichem Schlamm. Diese riesigen Schlickebenen werden von Fischen wie Chimären und Grenadierfischen, See- und Schlangensternen, Krebsen, Würmern und vielen Kleinstlebewesen bewohnt. Doch woher kommt der Schlamm? Abgestorbene Algen und anderes organisches Material sinken aus der oberen Lichtzone auf den Meeresboden. Dieser „Meeresschnee“ deckt einen großen Teil des Nahrungsbedarfs der Tiere und bildet die Sedimente am Meeresboden. Gibt es Stürme in der Tiefsee? Manchmal gibt es heftige Wasserbewegungen in mehreren Tausend Metern Tiefe, die den Boden aufwirbeln. Droht Lawinengefahr in der Tiefsee? Am Kontinentalhang können sich Schlammlawinen lösen und plötzlich weite Gebiete der Tiefsee-Ebenen mit Schlick bedecken.
Mit dem Boden verbunden: Vor allem an den Kontinentalabhängen, an den Seebergen und an den Tiefseegräben leben die Fische des Tiefseebodens. Hier gibt es mehr zu fressen als in den endlosen, weiten Schlammebenen. Um in der Dunkelheit Beute zu machen, besitzen die bodennahen Fische empfindliche Sinne – mit dem Seitenlinienorgan registrieren sie kleinste Bewegungen und ihr Geruchssinn ist geschärft, so dass sie über Kilometer einen Kadaver wahrnehmen können. In allen Weltmeeren anzutreffen sind die Grenadierfische, die sich mit rund 400 Arten reich entwickelt haben. Wegen ihres Körperbaus werden sie auch Rattenschwänze genannt. Wie die verschiedenen Aalarten suchen sie im Boden rege nach Würmern, kleinen Krebsen, sind aber auch kleinen Fischen oder Aas nicht abgeneigt.