Altes Reich – 3400 v. Chr.: Erste Hieroglyphen finden sich in Form von Inschriften und dienen zur Kennzeichnung von Waren, wie z.B. Weinkrügen, und zu repräsentativen und religiösen Zwecken wie der Schreibung von Königsnamen. Etwa zeitgleich entwickelt sich aus den Hieroglyphen die hieratische Schrift. Diese Schreibschrift-Variante der Hieroglyphen wird vorrangig von Priestern und Schreibschülern genutzt, dient aber auch zur Fixierung von administrativen und literarischen Texten. Sie wurde auf Papyri und Ostraka, also auf Stein- und Tonscherben geschrieben. Spätzeit – 650 v. Chr.: Aus der hieratischen Schreibschrift entwickelt sich in der Spätzeit die demotische Schrift. Als sehr stark abstrahierte und vereinfachte Kursivschrift wird sie zur Gebrauchsschrift. Vor allem Beamte bevorzugen sie aufgrund ihrer Kürze für administrative Textarbeiten. 100 n. Chr.: Mit zunehmendem Einfluss der Griechen auf die altägyptische Kultur entsteht die koptische Schrift. Dies ist die letzte Stufe der altägyptischen Schriftentwicklung, wobei griechische Buchstaben mit demotischen Zeichen kombiniert werden. Ab 300 n. Chr.: Mit der Christianisierung Ägyptens löst die koptische Schrift die Hieroglyphen, wie auch das hieratische und demotische Schriftsystem vollständig ab.
Entzifferung der Hieroglyphen
Am 2. Juni 1798 geht die französische Flotte unter dem Befehl Napoleons bei Abukir an Land, östlich von Alexandria, um die Vorherrschaft über Ägypten zu erringen. Dasselbe Ziel hat sich die englische Flotte unter Admiral Nelson gesetzt. Der schnelle militärische Erfolg der Franzosen wird zunichte, als die englische Flotte am 2. August 1798 die französischen Schiffe versenkt. Dennoch kommt Napoleon mit seinen 35.000 Soldaten nicht nur aus Eroberungsgründen nach Ägypten. Er bringt auch 167 Gelehrte und Forscher mit, die in den folgenden Jahren eine differenzierte Aufnahme Ägyptens in Architektur, Pflanzen, Tieren, Land und Leuten machen. 1799 finden Soldaten der napoleonischen Ägypten-Expedition in Rosetta an der Mittelmeerküste einen Stein mit drei unterschiedlichen Schriftregistern: Hieroglyphen, Demotisch (eine spätägyptische Gebrauchsschrift) und Altgriechisch. Insbesondere der altgriechische Text hilft Jean-François Champollion 1822 dabei, die Hieroglyphen zu entziffern. Aus dem auf dem Stein festgehaltenen Dekret Ptolemaios` V. kann durch den Vergleich der Königsnamen in den Kartuschen ein provisorisches Alphabet erarbeitet werden. Das ist die Grundlage für ein erstes Wörterbuch, eine Grammatik und eine Textsammlung, die die Entzifferung beflügeln.
Der Stein von Rosetta ist beschriftet in zwei Sprachen – Ägyptisch und Altgriechisch – die sich in drei Schriftregister aufgliedern: Hieroglyphisch, Demotisch und Altgriechisch. Er wird 1799 nahe der Hafenstadt Rosetta (90 Kilometer östlich von Alexandria) als Teil einer größeren Stele gefunden. Sie enthält ein Dekret von Ptolemaios V. aus dem Jahre 196 v. Chr. mit einem Befehl am Ende aller drei Inschriften: „Man soll den Erlass und die Befehle auf eine Stele von hartem Stein in der Schrift der Gottesworte (hieroglyphisches Register, oben), in Briefschrift (demotisches Register, mittig) und in griechischer Schrift (unteres Register) schreiben. Die Stele soll man in den ersten, zweiten und dritten Tempeln neben dem Bild von Ptolemaios V. aufstellen.“ Durch die drei Schriften können verschiedene Bevölkerungsschichten das Dekret lesen: Priester (Hieroglyphen), Beamte (Demotisch) und die griechischen Herrscher (Altgriechisch).
Hölzerne Schreiberpaletten enthalten meist zugeschnittene Binsen als Schreibgeräte und Vertiefungen für verschiedene Farben. Geschrieben wird gewöhnlich mit schwarzer Tinte wobei manche Textstellen mit roter Tinte hervorgehoben werden. Für die farbigen Zeichnungen, beispielsweise von Totenbüchern, gibt es Malerpaletten mit fünf Farben. Hieroglyphische Inschriften finden sich häufig auf Stelen und Statuen aus Stein oder bemaltem Holz. Sie geben Namen und Titel der Besitzer wieder und enthalten Opferformeln oder Anrufungen an Gottheiten. Ton- und Kalksteinscherben (sog. Ostraka) sind im alltäglichen kleinen Schriftverkehr gebräuchlicher als Papyrus, der dafür viel zu teuer wäre. Das Ostrakon ist hieratisch beschriftet – in einer kursiven Schreibschrift der Hieroglyphen. Sie wird in der Regel von rechts nach links in Zeilen geschrieben.