Ressourcen der Regenwälder

Kautschuk – Dank seiner elastischen Eigenschaft hat Kautschuk, anfangs auch Guttapercha, seit dem 19. Jahrhundert wie kaum ein anderes Material die Welt verändert. Zugleich illustriert die Geschichte des Gummis beispielhaft wie neue Produktionsweisen entwickelt wurden, weil der Rohstoff immer neue Einsatzmöglichkeiten fand und dadurch der Bedarf stieg. Erste Anwendungen von Kautschuk in Europa bestanden in der Gummierung von Textilien, um sie luft- oder wasserundurchlässig zu machen. Sie wurden ab 1783 zu Heißluftballons und Fallschirmen verarbeitet, ab 1823 zu Regenmänteln, nach dem Hersteller „Macintosh“ benannt. Probleme bereitete die rasche Alterung des Naturgummis, es wurde spröde und klebrig.„Vulkanisation“ – Die 1839 patentierte „Vulkanisation“ (Erhitzung unter Zugabe von Schwefel) verhalf der industriellen Fertigung haltbarer Gummiprodukte zum Durchbruch. Ohne diesen elastischen Werkstoff wären die Geschichte des Automobils und die damit verbundene Massenmobilität im 20. Jahrhundert undenkbar gewesen. Gummi ist heute in jedem Haushalt in sichtbarer und unsichtbarer Form vorhanden. Neben Gummihandschuhen, Gummiringen und Radiergummis sind es vor allem die unzähligen Gummidichtungen und -isolierungen, die den Werkstoff mittlerweile unverzichtbar gemacht haben. Gummi ermöglichte zudem die Massenfertigung von Kondomen und leistete so einen wichtigen Beitrag zur Empfängnisverhütung sowie zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten und zur Veränderung der westlichen Sexualmoral. In vielen Regenwaldländern ist hingegen das rasante Bevölkerungswachstum nach wie vor eine Hauptursache für die Bedrohung der Wälder. Nach der Einverleibung des Aschantireichs im heutigen Ghana in das britische Empire wurde die Region für einige Jahre der wichtigste Kautschuklieferant für England. Auch über den Hafen Grand Bassam an der Elfenbeinküste wurde der Rohstoff nach Europa exportiert.

Latex – Der geronnene Latex wurde über einem Feuer von Nüssen der Babassupalme geräuchert, auf Holzspindeln zu Ballen geformt und zur Weiterverarbeitung nach Pará im Norden Brasiliens oder in die Regenwald Metropole Manaus verschifft. Latex des Breiapfelbaumes (Manilkara zapota) war in Mittelamerika eine der Quellen für Gummi. Es wurde zu Bällen verarbeitet oder als Opfergabe verwendet. Bei den Azteken war das Kauen von tzlictli (= Chicle), manchmal mit Bitumen vermengt. Ein gutes Mittel gegen Mundgeruch, vor allem von Frauen genutzt. 1869 überließ der in New York lebende ehemalige mexikanische Diktator Santa Anna seinem Sekretär Thomas Adams eine größere Menge Chicle-Latex als möglichen Ersatz für Kautschuk. Das Material erwies sich aber als ungeeignet und Thomas vermengte es mit Zucker und brachte es in Streifenform als Kaugummi auf den Markt. Im Seringal arbeiteten Gummisammler gegen Gewinnbeteiligung für den Waldbesitzer, der sie durch die Verrechnung der Einkünfte gegen Lebensmittel und das für das Abzapfen nötige Gerät in Abhängigkeit hielt. Meist wurde der Latex durch fischgrätförmige Einschnitte abgezapft. Der in kleinen Tiegeln gesammelte Saft gerann an der Luft, wurde nicht geräuchert und ergab Gummi von minderer Qualität.

Armut und Verbrechen – Die Nutzung des Milchsafts (Latex) von Bäumen und Lianen aus tropischen Regenwäldern wurde erst attraktiv, nachdem im 19. Jahrhundert mit einer neuen Methode die Materialeigenschaften verbessert werden konnten. Die große Nachfrage führte im frühen 20. Jahrhundert zur Anlage von Plantagen, auf denen der Rohstoff billiger hergestellt werden konnte, und schließlich zur Synthetisierung des Materials, die aber den Naturgummi niemals gänzlich verdrängte.

Hüpfende Bälle – Von Mexiko bis ins nördliche Südamerika wurden schon in voreuropäischer Zeit Vollgummibälle in einem Knie- und Hüftballspiel verwendet. Die elastischen Eigenschaften des Kautschuks wurden durch Zugabe anderer Pflanzensäfte oder durch Räuchern erhalten. In Amazonien stellte man aus Kautschuk vor allem Klistierspritzen oder elastische Kniebänder her.