Die Kreolen – eine Gesellschaftliche Elite: Während der russischen Kolonialzeit in Alaska kam es zu Mischehen zwischen russischen Männern und einheimischen Frauen – meist vom Stamme der Aleut, Alutiiq oder Tlingit. Ihre Nachkommen wurden »Kreolen« genannt. Sie bildeten eine Art gesellschaftliche Oberschicht. Gemäß der russischen Ständeordnung waren sie rechtlich den Bürgern gleichgestellt. Überdies brauchten sie keine Steuern zu bezahlen, solange sie in Alaska lebten. In der Kolonie standen den Kreolen viele gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten offen – zumal, wenn sie eine abgeschlossene Schulausbildung hatten. Viele Kreolen arbeiteten als Schiffskapitäne, Priester oder Schreiber. Nicht wenige von ihnen waren in leitenden Positionen in den Kontoren der Russisch-Amerikanischen Handelskompanie tätig.
Mode aus zwei Welten: Die Kreolen, die Nachkommen aus der Verbindung russischer Männer mit indigenen Frauen, bewegten sich aufgrund ihrer Herkunft in zwei Kulturen. Kreolische Frauen trugen sowohl den knöchernen Nasen- und Lippenschmuck der Ureinwohner, als auch russisch inspirierte Mode mit Pelz- und Spitzenbesatz. Anders als die Frau aus Kodiak trägt der Mann vom Stamm der Alutiiq ein weitgehend traditionelles Gewand. Sein Hemd ist aus Kormoranbälgen genäht. Traditionellerweise müsste er den dazu passenden Hut tragen, der üblicherweise ebenfalls aus Kormoranbälgen hergestellt wurde.
Die Alutiiq (Koniag): 1784 errichtete Russland einen Handelsposten auf der zu Alaska gehörenden Insel Kodiak. Sie war das Siedlungsgebiet der Koniag. Da sich die russischen Kolonialherren zuvor fast ausschließlich im weiter südwestlich gelegenen Siedlungsgebiet der Aleut engagiert hatten, nannten sie die Koniag der Einfachheit halber ebenfalls »Aleut«. Dazu passte, dass sie die Koniag genauso fragwürdig behandelten, wie die Aleut. Sie beanspruchten die Sklaven der Kodiak und bestimmten auch deren Häuptlinge – selbst wenn diese sowieso aus den angestammten Häuptlingsfamilien kamen. Auch die Mechanismen der Ausbeutung und Zwangsverpflichtung, die sie bereits bei den Aleut praktiziert hatten, ersparten sie den Koniag nicht. Nur diejenigen Koniag, die auf dem benachbarten Festland lebten, blieben vom russischen Einfluss etwas verschont.
Die Tlingit — eine hierarchisch geordnete Kultur: Ein erster Versuch der Russen, in dem an Seeottern reichen Gebiet der Tlingit in Südostalaska Fuß zu fassen, scheiterte 1802 am Widerstand der örtlichen Bevölkerung. Auch nach der Gründung von Novo-Archangelsk auf dem Territorium der Sitka-Tlingit im Jahr 1804 duldeten die Tlingit die Gegenwart der Fremden nur wegen der Vorteile, die sie selbst aus dem Handel zogen. Die Tlingit waren selbst in einer Klassengesellschaft mit Erbadel, Gemeinfreien und Sklaven organisiert, in der (wie bei den Nootka) die Privilegien des Adels in der Schnitzkunst verherrlicht wurden.
Denaina: Das hauptsächliche Siedlungsgebiet der Denaina lag im Landesinneren entlang der Flüsse Yukon und Kuskokwim, reichte aber auch bis an die Küste, zum Beispiel im Gebiet der Kenai-Halbinsel. Die russischen Kolonisatoren traten mit den Denaina in Handelsbeziehungen. Allerdings hatten die Denaina damals bereits gute Handelskontakte zur britischen Hudson Bay Company geknüpft. Das machte sie weitgehend unabhängig von den Handelsbedingungen der Russen.
Nahrungsangebot: Die Denaina siedelten nicht nur an der Küste, sondern auch im Landesinneren Alaskas. Dort gab es Flüsse und weite Wälder, die viel Beute lieferten. Sie lebten von der Fischerei in Seen und Flüssen und der Jagd. Das machte sie für die russischen Kolonisatoren interessant, die bis dahin fast nur an der Küste siedelten. Doch das Meer bot eintönige Kost – den ewigen Trockenfisch waren sie bald satt. Wie gut, dass die Denaina ihnen Abwechslung boten – mit frischem Süßwasserfisch und Wild.
Aussenposten Kalifornien: Von 1812 bis 1841 unterhielt die Russisch-Amerikanische Kompanie einen als Fort Ross bekannten Außenposten in Kalifornien. Seine Bestimmung als Versorgungsstation für Alaska erfüllte der Stützpunkt jedoch kaum. Hingegen kamen Aleut und Alutiiq einige Jahrzehnte zu dem russischen Außenposten, um in kalifornischen Gewässern Seeotter zu jagen. Sie nahmen dabei auch Kontakt mit den bei Fort Ross ansässigen Kashaya-Pomo auf.