Tiefsee Expeditionen

Aus dem Meer ins Labor: Bereits die ersten Tiefsee-Expeditionen mit der CHALLENGER und VALDIVIA brachten eine Fülle von Proben an Deck. Viele dieser Tiere sowie Proben anderer Expeditionen sind heute, dem Internationalen Code der Zoologischen Nomenklatur (ICZN) folgend, in den großen Naturkundemuseen deponiert. Die Organismen werden weltweit von Wissenschaftlern ausgeliehen oder vor Ort im Labor studiert. Das Zoologische Museum Hamburg (ZMH) wird aufgrund der wertvollen Proben aus der südpolaren Tiefsee sowie des umfangreichen Expeditionsmaterials früherer Seereisen häufig von Gastforschern aufgesucht.10 Millionen zoologische Objekte stehen für Forschungszwecke zur Verfügung. Einige Sammlungen des ZMH gehören zu den wichtigsten ihrer Art weltweit, zum Beispiel die Sammlung „Niedere Tiere II“. Sie umfasst die Krebstiere und die Meeresborstenwürmer und zählt mehr als eine Million Individuen.

Aus den Tiefen des Weltmeeres: Die Schönheit des Lebens: Der deutsche Zoologe Carl Chun (1852 – 1914) und seine Wissenschaftler an Bord der VALDIVIA entdeckten 1898/99 in der Tiefsee Lebewesen, die zuvor kein Mensch gesehen hatte. Sie hielten ihre Funde in detailreichen Zeichnungen fest: Die Ausbeute der Proben während der VALDIVIA- Expedition, einer der ersten „Volkszählungen im Meer“, war so groß, dass die Herausgabe des wissenschaftlichen Berichtes in 26 Bänden erst 41 Jahre später abgeschlossen war. 70 Wissenschaftler wirkten an der Auswertung und der Zusammenstellung der Ergebnisse mit. Für die erste deutsche Tiefsee-Expedition war der Dampfer VALDIVA zu einem für damalige Verhältnisse modernen Forschungsschiff umgerüstet worden. Carl Chun, Direktor der Zoologischen Sammlung der Universität Leipzig, leitete die neunmonatige Expedition, die zum Nordatlantik, der westafrikanischen Küste, zur Antarktis, den Kerguelen, nach Sumatra und Ceylon, zum Roten Meer und dem Mittelmeer führte.

Volkszählung im Meer: In dem Forschungsprojekt Census of Marine Life haben mehr als 2.700 Wissenschaftler aus über 80 Nationen zehn Jahre lang eine „Volkszählung im Meer“ durchgeführt. Diese meeresbiologische Bestandsaufnahme galt dem Ziel, drei wichtige Fragen zu beantworten: Was lebte einst in den Weltmeeren? Was lebt heute dort? Und was wird in Zukunft dort leben? Im Jahr 2010 zogen sie Bilanz: Neben der Aufarbeitung historischer Daten sind während der insgesamt 540 Expeditionen sowie an küstennahen Stationen Proben gesammelt worden. Die Forscher entdeckten mehr als 6.000 neue Arten, ein Großteil wurde durch das Tiefseeprojekt CeDAMar (Census of the Diversity of Abyssal Marine Life) beschrieben und zugänglich gemacht.

Quest © MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschafte, Universität Bremen

QUEST © MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

MAURUM QUEST: ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug: Ferngesteuerte, unbemannte Unterwasserfahrzeuge übernehmen heute in der Tiefseeforschung vielfältige Aufgaben. Das „MARUM-QUEST 4000“ ist einer der ersten industriell gebauten Tauchroboter, der für den Einsatz in bis zu 4.000 Meter Wassertiefe an die Anforderungen der Wissenschaft angepasst wurde. Das mit 45 Tonnen Gesamtgewicht im Vergleich zur Industrieversion sehr kompakte System besteht aus dem in den USA hergestellten Fahrzeug, einer Winde mit 5.000 Meter Versorgungskabel, einem Kontrollcontainer mit Steuerstand, einem Aussetzrahmen und einem Werkstattcontainer.

Tauchroboter QUEST © MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

QUEST © MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

Seit der Inbetriebnahme im Jahre 2003, hat sich das QUEST als sehr erfolgreiches Werkzeug der internationalen Tiefseeforschung einen Namen gemacht, mit über 300 Tauchgängen auf über 25 Expeditionen an Bord aller großen deutschen Forschungsschiffe.