Leben in der Wikingergesellschaft

subbird Illustration, A. Schmied Scene einer Wikinger Geschichte

© VKR / subbird Illustration, A. Schmied

Die Geschlechterrollen waren klar verteilt. Die Gesellschaft wurde von den Männern dominiert, doch die Frauen der Oberschicht hatten ihren respektierten Raum. Sie waren erbberechtigt und hatten das Recht, sich scheiden zu lassen, wenn der Mann die Familie nicht ernähren konnte oder die Frau schlecht behandelte. Ehen waren Zweckbündnisse und politische Instrumente, um Frieden zu schließen oder zu garantieren. Die Männer bewirtschafteten den Acker, fuhren auf Handels– und Plünderungszüge aus und sorgten für den Schutz der Familie. Die Frauen waren für die Wirtschaft am Hof und den Haushalt verantwortlich. Während der monatelangen Abwesenheit der Männer führten sie den Hof allein.

Sklaven – Auf vielen Anwesen lebten und arbeiteten Unfreie. Sie gehörten den freien Wikingern, hatten keinerlei Rechte und verrichteten schwere körperliche Arbeit. Aber auch unter den Unfreien gab es Unterschiede. So wurde zwischen am Hof geborenen und im Krieg versklavten Leibeigenen unterschieden. Ein verlässlicher Unfreier konnte bryti werden, eine Art Gutsverwalter, der die anderen Unfreien beaufsichtigte. Die Schätzungen schwanken stark, was den Anteil der Unfreien an der wikingerzeitlichen Gesellschaft betrifft. Möglicherweise waren bis zu 25% der Bevölkerung unfrei.

Wohnen à la Wikinger – Zur Wikingerzeit war Skandinavien wesentlich weniger dicht besiedelt als heute. Ein Hof bestand typischerweise aus einem bis zu 20 m großen, länglichen Haupthaus mit mehreren Nebengebäuden. Das Langhaus als Zeichen von Macht und Wohlstand hatte Wohn-, Stall- und Lagerbereiche. Im Inneren war es relativ dunkel, es gab keine Fenster. In der Mitte des Raums brannte ein offenes Feuer, auf dem auch gekocht wurde. Der Rauch zog durch das Dach und kleine Öffnungen an den Giebelwänden ab. Das Innere der Häuser war bunt und geschmückt. Die wenigen Möbel – Tische, Bänke und Truhen – waren bisweilen mit Schnitzwerk verziert. An Festtagen hingen Bildteppiche an den Wänden.

Steckschloss, Haithabu, Lkr. Schleswig-Flensburg, D © Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Archäologisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig

Steckschloss, Haithabu, Lkr. Schleswig-Flensburg, D © Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Archäologisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig

Schlüssel – Häuser und Kästchen mit Wertsachen wurden streng verschlossen gehalten. Teilweise raffinierte Schloss-Schlüssel-Systeme sorgten für ausreichende Sicherheit der Wertgegenstände. Die „Hüterin“ der Schlüssel war die Frau des Hauses. In Frauengräbern wurden mit Tierornamentik verzierte Schlüssel gefunden, wahrscheinlich als Zeichen für ihren Einfluss auf Haus und Hof. Oder sollte der Schlüssel symbolisch für eine leichte Geburt sorgen? Der Volksglaube, der Schlüssel „schließe“ den Uterus auf, ist in der Antike und im Mittelalter belegt. Im Grabzusammenhang könnte der Schlüssel auch eine Anspielung auf Petrus und die Himmelsschlüssel gewesen sein.

subbird Illustration, A. Schmied Scene einer Wikinger Geschichte

© VKR / subbird Illustration, A. Schmied

Ernährung & Jagd – Wenn die Wikinger heute auch gemeinhin für Raub und Zerstörung stehen, ging der weitaus größte Teil der Bevölkerung nie auf Beutezug. Die Skandinavier lebten hauptsächlich von Landwirtschaft, Viehzucht und Fischfang.