Verrätselte, komplexe Darstellungen, die sich erst auf den zweiten Blick entwirren lassen, kennzeichneten die Handwerks- und Dichtkunst der Wikinger. Sie bedeuteten Unterhaltung und Herausforderung zugleich. Stilisierte Tiere sind in allen denkbaren Haltungen miteinander verwoben und füllen die Bildfelder dicht aus. Häufig ergeben zwei Tierdarstellungen gleichzeitig ein frontal gesehenes Gesicht, ähnlich einem modernen Vexierbild. Nach diesem Prinzip funktionierten auch die Umschreibungen in der Dichtkunst, wo zwei oder mehr Begriffe zu etwas Neuem, Anderem kombiniert wurden. Stabreim, Binnenreim und strenges Versmaß hatten Vorrang vor der natürlichen Wortreihenfolge. Gedichte beim gesprochenen Vortrag der Skalden – den höfischen Dichtern – zu verstehen war eine Herausforderung. Erst im Mittelalter wurden die über Jahrhunderte mündlich überlieferten Gedichte aufgeschrieben.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]
Im 8. Jahrhundert war Ornamentik aus kunstvoll verschlungenen Bänder-Tieren en vogue. Aber nach 780 begeisterten sich die Skandinavier dann für Greiftierornamentik, d. h. für Darstellungen von ineinander greifenden, kompakteren Tierwesen.
Gegen Mitte und Ende der Wikingerzeit wurden die Tiere noch stärker stilisiert. Zunächst bevorzugte man raubtierartige Wesen, im 11. Jahrhundert schlanke und filigrane schlangen- und drachenartige Tiere.