Am Anfang der Geschichte der Inka – so erzählt die Legende – steht die Sonne. Nachdem sie ihren Blick auf die Erde geworfen hatte, soll sie ihren beiden Kindern Mama Occlo und Manco Capac voller Mitleid befohlen haben, auf den Boden hinabzusteigen und dort eine Herrschaft zu errichten.
Daraus erwuchs ein riesiges Imperium: Im 15. und 16. Jahrhundert wurde es zum größten indigenen Reich, das jemals auf amerikanischem Boden erschaffen wurde. Es bestand aus etwa 200 verschiedenen ethnischen Gruppen, die in einem Land extremer klimatischer Gegensätze auf annähernd 5.000 Kilometer entlang der Anden vom heutigen Kolumbien bis Chile lebten. Zusammengehalten und regiert durch ein straffes Ordnungssystem unter der Führung eines mächtigen Herrschers. Besucher des weltberühmten Machu Picchu oder der alten Inka-Hauptstadt Cusco stehen heute fasziniert vor den beeindruckenden Hinterlassenschaften der Inka. Ihr Erbe ist trotz der spanischen Eroberung immer noch sehr lebendig. Doch wer waren die Inka, die ihrem Staat den Namen gaben?[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Ausgehend vom Sonnentempel gliederten die Inka das Reich mit Hilfe von vier imaginären Linien in vier Regionen, suyus genannt. Daher bezeichneten sie ihr Herrschaftsgebiet als Tahuantinsuyu – »die vier zusammengehörenden Teile«. Zusätzlich zu diesen vier Hauptlinien gab es noch 42 weitere, an deren Verlauf sich 328 Heiligtümer, huacas, befanden. Dieses Liniensystem nannten die Inka ceques. Einige der Linien waren Pilgerpfade, auf denen die Menschen an bestimmten Feiertagen Heiligtümer aufsuchten. Andere wiederum hatten kalendarische Bedeutung oder markierten Grenzen zwischen ethnischen Gruppen.
Lebensraum Anden
Das Andengebirge erstreckt sich vom Isthmus von Panama im Norden bis nach Feuerland im Süden Südamerikas. Der zentrale Andenraum war auch die Kernzone des Inka-Reiches. Dort herrscht im Gegensatz zu den übrigen Bereichen des Gebirges große Trockenheit. Die höchsten Gipfel des Andengebirges sind über 6.000m hoch. Die Lebensbedingungen sind je nach Höhenzone sehr unterschiedlich. Es gibt weite Steppen, Wüsten und tropische Regenwälder. Der Einfluss des kalten Humboldtstroms entlang der Pazifikküste bis zur Südgrenze Ecuadors verhindert durch eine Kaltluftfront das Abregnen pazifischer Regenwolken, mit Ausnahme einer dreimonatigen Regenzeit. Die Folge: Eine kurze Vegetationsperiode und extremer Wassermangel beeinflussten die menschlichen Kulturen von Beginn an stark. Im Zentrum der andinen Religion und des Alltags stehen Wasser und Fruchtbarkeit, das pünktliche Einsetzen der Regenzeit. Auch die Kultur der Inka war maßgeblich davon geprägt, die Ressourcen optimal zu nutzen.