Obwohl es in Nordamerika Hunderte indigener Sprachen gibt, kennt keine von ihnen einen Begriff für »Kunst«. Trotzdem kann man von einem indigenen Kunsthandwerk sprechen. Denn die Dinge, die die Mitglieder der indianischen Völker für ihren täglichen Gebrauch herstellten, zeichneten sich neben ihrer Zweckmäßigkeit immer auch durch formale Gestaltung aus. Wenn man Kunst als eine Art »Luxus der Form« begreifen möchte, kann man das Handwerk der Indianer in weiten Teilen durchaus als »Kunst« bezeichnen. Die Weitergabe handwerklicher Kenntnisse von Vätern auf Söhne und von Müttern auf Töchter führte zur Ausbildung männlicher und weiblicher Stile. Die männlichen Stile finden sich vor allem im Bereich der figürlichen Malerei und Bildhauerei, die weiblichen neigen zu abstrakten Formen bei der Ausgestaltung von Textilien, Keramik und Leder.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]
Frauenkünste: Bei den indigenen Völkern Nordamerikas herrschte im Arbeitsbereich eine strikte Trennung der Geschlechter vor. Korbflechterei und die Herstellung von Stoffen und Geweben waren ausschließlich weibliche Tätigkeiten. Die dafür verwendeten Materialien und die dafür notwendigen Werkzeuge gaben ganz bestimmte Muster vor, und diese waren in der Regel abstrakt, meist geometrisch. Dieses Repertoire an Mustern und Formen beeinflusste die Bemalung von Keramik wie auch die Verarbeitung und Dekorierung von Lederwaren. In der jüngeren Vergangenheit hat sich das weibliche Formen- und Dekorationsspektrum jedoch erweitert. Nach und nach wurden Vorbilder des männlichen Kunsthandwerks übernommen, neue Handwerkstechniken brachten neue Dekore mit sich und die Bedürfnisse neuer Märkte, nicht zuletzt die Herstellung von Souvenirs, trugen ebenfalls zum Formenreichtum des gegenwärtigen weiblichen indianischen Kunsthandwerks bei.
Töpferin Nampeyo (1860 – 1942): Die Töpferkunst der Hopi genießt weithin einen besonderen Ruf. Das ist ursprünglich das Verdienst einer herausragenden künstlerischen Begabung, nämlich der Töpferin Nampeyo (1860 – 1942) aus dem Dorf Hano auf der ersten Mesa. Nampeyo ließ sich als junge Frau von prähistorischen Keramikscherben der Sikyatki-Zeit (14. – 17. Jahrhundert) zu ihren eigenen Töpferarbeiten inspirieren. In der Szene der Keramiksammler fanden ihre Arbeiten bald großes Interesse. Nampeyos Töchter Annie, Nellie und Fannie und deren Kinder haben das Talent von Nampeyo geerbt. Mit ihren eigenen künstlerischen Arbeiten tragen sie bis heute dazu bei, dass der typische Nampeyo-Stil weiterlebt.