Im frühen 19. Jahrhundert stieß der katholische Glaube bei den Stämmen im Gebiet der Großen Seen auf ein bereitwilliges Interesse. Tiefgreifende politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen hatten bei der indigenen Bevölkerung zu großer Verunsicherung geführt: Das Ende der Pelztierjagd brachte einen grundlegenden wirtschaftlichen Einbruch mit sich und ein massiver Zustrom weißer Siedler zwang zur Anpassung. Als sich herumsprach, dass die Missionare eine kritische Haltung gegenüber der Indianerpolitik der USA einnahmen, brachte ihnen das einen Vertrauensvorschuss ein. Die indigenen Völker setzten sich aktiv mit dem Christentum und den Angeboten der Missionaren auseinander.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Missionsstationen im westlichen Seengebiet
Im 19. Jahrhundert gab es im westlichen Seengebiet zahlreiche Missionsstationen. Die Briefe, Berichte und Memoiren der Missionare und die von ihnen gesammelten Gegenstände sind heute wichtige Quellen für das Verständnis der indianischen Kultur. Der Bilderkatechismus des Priesters Albert Lacombe (1827 – 1916) illustriert den Weg der Menschheit von der Schöpfung durch die biblische Geschichte und das christliche Zeitalter bis hin zum Jüngsten Gericht entlang zweier Pfade: Während der »Weg des Guten« durch die Ausübung christlicher Tugenden über das Fegefeuer ins Paradies führt, endet der von Götzenanbetung, Heidentum und den Todsünden gekennzeichnete »Weg des Bösen« im Höllenfeuer. Solche Bilderkatechismen waren beliebte Hilfsmittel, um die christliche Heilslehre auch trotz Sprachbarrieren anschaulich zu erklären.
Christentum als Lebensstil
Die Missionare gingen davon aus, dass die Bekehrung zum Christentum auch die Übernahme einer als »zivilisiert« empfundenen Lebensweise mit sich bringt. Ihrer Weltanschauung nach war das eine untrennbar mit dem anderen verbunden. Sie setzten alles daran, der indianischen Bevölkerung mit der Vermittlung des christlichen Glaubens auch ein neues Verhalten beizubringen. Und so erkannte man die zum Christentum bekehrten Stämme bald auch daran, dass sich ihre Alltagskultur dem westlichen Stil angepasst hatte. Das kam den Assimilierungskampagnen der Regierung natürlich mehr als gelegen. Für die Stämme bedeutete die Entstehung christlicher und traditioneller Fraktionen eine zunehmende Belastung. Die Missionare wollten nicht nur den christlichen Glauben, sondern gleich auch ihre Vorstellung von Zivilisation in der Neuen Welt verwurzeln. Die ungezähmte Natur des Waldes wurde in einen Park mit akkuraten Wegen verwandelt.