Christianisierung der Indianer

Missionserfolge: Die Verbreitung der Heilsbotschaft unter den indigenen Bevölkerungen des westlichen Seengebiets stellte die Missionare nicht nur vor sprachliche Barrieren, sondern auch vor die Herausforderung, die Überlegenheit ihrer religiösen »Wahrheit« gegenüber dem lokalen Wissen um das Wirken des Übernatürlichen in dieser Welt unter Beweis zu stellen. Indigene Motivationen, sich dem Christentum zuzuwenden, speisten sich aus kulturspezifischen und historisch bedingten Bedürfnissen, die sich den Missionaren keineswegs immer zur Gänze erschlossen. Gemeinsamen Boden fanden Missionare und Konvertiten weniger auf dogmatischer Ebene als im rituellen Handeln.

Hütten als Kirchen: Mit den Missionserfolgen entstanden in der Wildnis Michigans und Wisconsins auch die ersten Kirchen. Sie waren mit den Prachtbauten der Alten Welt nicht zu vergleichen: In der Neuen Welt musste man nehmen, was an Baumaterialien greifbar war, meist Holz und Rinde. Dem Eifer der Bekehrten tat dies keinen Abbruch. Wie der Missionar Samuele Mazzuchelli (1806–1864) berichtete, seien die »inbrünstigen Gebete« in den »ärmlichen Rindenhütten« nicht ungehört verhallt.

Katholische Internate: In Harbor Springs, wo der Stamm der Ottawa lebte, wurde eine christliche Mission gegründet, die äußerst erfolgreich war. Hier ließen sich viele Ottawa zum katholischen Glauben bekehren. In der Folge entwickelte sich die Missionsschule in Harbor Springs zu einem Magneten. Sie wurde zu einem Internat erweitert, das Ende des 19. Jahrhunderts zu den größten katholischen Indianer-Internaten der USA zählte.

Das Leiden Christi: Um den christlichen Glauben nachhaltig in die Seelen der Indianer zu pflanzen, gründeten die Missionare Schulen. Hier wurden die »Heiden« in die Geschichten der Bibel eingewiesen. Da das Lesen und Schreiben erst mühsam gelernt werden musste, ließ sich der neue Glaube am leichtesten verinnerlichen, indem man ihn bildlich darstellte. Also wurden die Schüler angehalten, das Leben und Leiden Christi zu malen.

Religiöse Bildsprache: Die indigene Bevölkerung des westlichen Seengebietes hatte eine facettenreiche Bildsprache aus Symbolen und Zeichen entwickelt. Diese Bildsprache war Bestandteil des Geheimwissens von Medizinmännern und wurde im Rahmen von Initiationsriten an ausgewählte Stammesmitglieder weitergegeben. Die Symbolsprache diente dazu, komplizierte rituelle Abläufe zeichenhaft darzustellen. Auch die christlichen Missionare bedienten sich der Sprache der Bilder, um ihren Glauben zu vermitteln. So konnten sie die Geschichten der Bibel trotz der Sprachbarrieren verständlich machen. Dennoch erwiesen sich Bilder in der Kommunikation über kulturelle Grenzen hinweg oftmals als Quelle wechselseitiger Missverständnisse.

Mythologische Bilder: Auch wenn viele Indianer zum christlichen Glauben übertraten, blieben ihre mythologischen Bilder noch lange lebendig. Sie mischten sich sogar mit christlichen Motiven.