Männerkünste: Alle handwerklichen und kunsthandwerklichen Arbeiten, die mit dem Schnitzen und Gravieren von Holz, Stein oder Elfenbein zu tun haben, waren bei der indigenen Bevölkerung Nordamerikas eine Domäne der Männer. Aufgrund der Beschaffenheit des Materials lag es nahe, dass sich bei diesen Techniken die Form der figürlichen Darstellung anbot. Sie wurde ein Kennzeichen der männlichen indianischen Kunst. Auch in der männlichen Ledermalerei herrschten figürliche Motive vor. Als sich das Kunsthandwerk zu kommerzialisieren begann, etwa durch den Markt der Souvenirgegenstände, machten sich immer mehr Männer auch die bisher weiblichen Künste wie Weberei oder Glasperlenstickerei zueigen. Männer waren auch die Pioniere bei der Übernahme westlicher Kunstformen.
„Indianerkunst“ heute: Das gegenwärtige Kunstschaffen des indigenen Nordamerikas ist entweder dem Bereich des traditionellen Kunsthandwerks zuzuordnen, das von westlichen Betrachtern oftmals als »primitive Kunst« wahrgenommen wird, oder aber dem Bereich der »Galeriekunst«, in der sich die Auseinandersetzung indigener Künstler mit dem westlichen Konzept von »Kunst« widerspiegelt. In beiden Fällen wenden sich die von »Indianern« geschaffenen Werke überwiegend an ein nicht-indigenes Publikum und sind Ausdruck der Identität ihrer Hersteller und ein beeindruckendes Beispiel für die lebendige Vielfalt der Kulturen.