Perlen

Gürtelschliesse, Ottawa, Michigan um 1980 © Museum für Völkerkunde Wien

Gürtelschliesse, Ottawa, Michigan um 1980 © Museum für Völkerkunde Wien (Slg. Christian Feest)

Perlen spielten bei den Ureinwohnern Nordamerikas bereits in vorgeschichtlicher Zeit eine wichtige Rolle. Sie wurden aus Muschelschalen, Schneckenhäusern, Steinen oder Korallen gefertigt. Perlen aus Glas kannten die Indianer nicht. Umso mehr waren sie von Glas fasziniert, als sie es durch die Europäer kennenlernten. Die Technik der Glasherstellung blieb ihnen lange Zeit unbekannt. Doch stiegen sie relativ rasch in den Handel mit Glasperlen mit den Europäern ein. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die kleinen bunten Glasperlen, die sich zum Nähen eignen, populär. Damit wurden vor allem Textilien und Lederwaren verziert. Wie hoch die Indianer den Wert von Glasperlen einschätzten, erkennt man daran, dass die Munsee 1626 die Insel Manhattan für den Preis einer Handvoll Glasperlen an die Holländer verkauften.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Mühevolle Handarbeit: Obwohl Muscheln und Schneckenschalen häufig zu finden und deshalb nicht unbedingt wertvoll waren, galten die daraus hergestellten Perlen als sehr kostbar. Einfach deshalb, weil sie mühsam herzustellen waren. Jede einzelne Muschel oder Schneckenschale musste mit Hilfe eines Steinbohrers durchlöchert werden. Leichter wurde es mit den Stahlbohrern und den Pumpenbohrern, die später aus Europa importiert wurden.

Herkunft der Glasperlenarbeiten: Vor allem die indianischen Stämme der Great Plains – des weiten, trockenen Prärielands östlich der Rocky Mountains – waren von Glasperlen so fasziniert, dass sie begannen, viele Alltags- und Kultgegenstände damit zu verzieren. In anderen indianischen Siedlungsgebieten, wie zum Beispiel Kalifornien, waren Glasperlen weniger verbreitet. Bei den Stämmen im Südosten Amerikas konnten sie sich ebenfalls nicht dauerhaft durchsetzen.

Techniken der Perlenverarbeitung: Die einfachste Technik, Perlen zu verarbeiten, ist das Auffädeln auf Schnüre. Oder aber man fertigte Einlegearbeiten, indem man Perlen in Holz oder Stein einlegte. Erst als kleinere Perlen in großen Mengen verfügbar waren, entwickelte sich die Technik, Miniaturperlen auf weiches Material zu nähen. Auf diese Weise entstanden Applikationen (zum Beispiel auf Leder), mit denen man alle möglichen Dinge verzieren konnte. Kleinere Perlen ließen sich auch in Form von Netzen in Textilien einweben oder zu Netzen verarbeiten. So führte die Vielfalt der Perlen an Größe, Formen, Farben und Materialien schließlich zu einem reichen kunsthandwerklichen Dekor-Repertoire aus Motiven, Mustern, Linien, Flächen und Farbwechsel.