Herrscher, Tempel und Pyramiden

Längenmaße leiten die alten Ägypter vom menschlichen Körper ab. So ist eine Königselle (52,3 Zentimeter) sieben Handbreiten lang, jede Handbreite misst 4 Fingerbreiten. Für die Planung und Bemessung von Bauwerken werden Winkel, Elle und Lot eingesetzt.

Tempel sind Wohnungen der Götter und Abbilder des Kosmos. Der dunkle Boden aus Basalt steht für die schwarze Erde Ägyptens, Säulen zeigen Pflanzenmotive, und an der Decke sieht man Sterne. Durch den Kult stabilisieren die Könige und Priester das Land und ihre Macht – die Tempel besitzen deshalb nicht nur religiöse, sondern auch politische Funktion.

Im Alten Ägypten werden vor allem zwei Gebäudearten aus Stein errichtet: Gräber und Tempel. Andere Bauten entstehen aus Lehmziegeln. Der Tempelbau beginnt mit einem Ritual, welches vom König ausgeführt wird – und von Seschat, der Göttin des Schreibens, Rechnens und Verwaltens: Zunächst erfolgt das „Spannen des Stricks“, um dadurch das zukünftige Bauwerk zu vermessen. Dann legt man in den Ecken Gründungsdepots von Gefäßen mit Speisen, Modellwerkzeugen und Amuletten an die eigentliche Gründung mit Fundamentsteinen kann beginnen. Als Fußboden verwendet man zumeist Basalt. Mauern und Türgewände, Säulen und Pfeiler, Architrave und Decken errichtet man aus vorgefertigten Steinblöcken.

Als ägyptischer Tempel klassischer Form gilt der Horus-Tempel von Edfu. Der Vorhof mit Säulenumgang führt in eine quer dazu liegende Halle. Es folgen ein weiterer Säulensaal, zwei kleine Vorräume und das Allerheiligste mit dem Götterbild. Die ältesten Tempel Ägyptens bestehen aus Hütten mit Holzstangen und Matten oder werden mit Lehmziegeln erbaut. Sie sind nur durch Abbildungen oder geringe archäologische Überreste bekannt.

Tempelkult

Ein tägliches Ritual begleitet den Kult in den Tempeln: zunächst wird der Raum mit dem Duft von Weihrauch gefüllt. Dann wird das Gottesbild aus dem Schrein geholt und mit Wasser gereinigt. Es wird neu bekleidet, geschmückt, bekrönt und mit Opfergaben versorgt. Zum Abschluss verschließt man den Schrein wieder und beseitigt die Fußabdrücke des Ritualisten mit dem Besen. Besonderer Aufwand wird auch zu den Götterfesten betrieben, die in der griechisch-römischen Epoche mit Mysterienspielen verbunden sind. Oft nehmen die Menschen dabei große Wegstrecken auf sich und hoffen auf ein Zeichen der Götter. So strömen zu Ehren der Katzengöttin Bastet viele Tausende in das Ostdelta nach Bubastis.

Ein Quadratraster gehört zu den wichtigsten Hilfsmitteln bei der künstlerischen Arbeit. Es erleichtert die Einhaltung der korrekten Proportionen einer Figur, aber auch die Produktion identischer Figuren.