Herrscher, Tempel und Pyramiden

Nofretete Büste

Nofretete

Wahre Schönheit? Die Büste der Königin Nofretete gehört ohne Zweifel zu den berühmtesten Werken der ägyptischen Kunst. Doch sah die Königin wirklich so aus? Ein wichtiges Indiz zur Klärung der Frage liefert die Werkstatt des Thutmoses, in der die Büste 1912 entdeckt wurde. Dort fanden sich auch zahlreiche Portraitstudien von Privatleuten aus Stuck. Thutmoses experimentiert also mit individuellen Portraits und studiert wohl auch das Aussehen der Königin. In einer nahegelegenen zweiten Werkstatt kam zwanzig Jahre nach Entdeckung der Büste eine Kopie aus Stuck ans Licht, die wohl zu Thutmoses’ Zeiten dazu dient, sein  Portrait der Nofretete zwecks neuer Bildnisse an andere Künstler weiterzugeben.

Standfigur eines Priesters, Breccie, Spätzeit © King´s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 21462, Foto: Andreas Jacob

Standfigur eines Priesters, Breccie, Spätzeit © King´s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 21462, Foto: Andreas Jacob

Einige Priester haben die Möglichkeit, Statuen oder kleine Figuren von sich in einen Tempel zu stiften. Da Statuen im Tempel wie im Grab eine Repräsentationsfunktion besitzen, kommen ihren Stiftern auf diese Weise die Opfergaben und Rituale zu Gute, die im Tempel für den Gott ausgeführt werden. Im Gegensatz zur Bevölkerung dürfen Priester bei Kulthandlungen das Innere des Tempels betreten, da sie als Stellvertreter des Königs handeln.

Modell eines Opfertisches mit Scheingefäßen, Holz, Mittleres Reich © Roemer- und Palizaeus-Museum Hildesheim, PM 1659, Foto: Andreas Jacob

Modell eines Opfertisches mit Scheingefäßen, Holz, Mittleres Reich © Roemer- und Palizaeus-Museum Hildesheim, PM 1659, Foto: Andreas Jacob

Opfertische mit Opfergaben werden im Tempelinneren vor das Kultbild gebracht, um den Gott mit Speisen und Getränken zu versorgen. Als Modelle im Grab erfüllen sie für den Verstorbenen einen ähnlichen Zweck.

Hauptakteur im Tempelkult ist der König, der im täglichen Ritual durch die Priester vertreten wird. Statuen des Königs im Tempel bezeugen die Leistung des Königs für einen Gott und sichern zugleich seine Teilhabe an den Opfern und Kulten im Tempel.

Die Tempelbäckerei befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kleinen Aton-Tempel. Neben den Werkstätten umfasst sie auch das geräumige Haus des Vorstehers. Nach dem Backen der Brote werden diese bei den täglichen Opferritualen im Kleinen Aton-Tempel an die Kultgemeinde verteilt: Ein schmaler Zugang zum Tempel macht eine schnelle Zulieferung der Brote zu den Altären möglich.

Die täglichen Rituale im Tempel werden von mehreren hundert Menschen begangen. Neben dem Pharao sind größere Gruppen von Priestern und Bewohnern von Amarna (Achet-Aton) anwesend. Letztere nehmen im ersten Hof feierlich die Brote entgegen, während die Priester den Pharao Echnaton in den dritten, innersten Hof geleiten. Dort huldigt er im Sanktuar dem Sonnengott Aton.