Bis weit ins 20. Jahrhundert war die westliche Sicht auf und in den Regenwald geprägt von der vermeintlichen Fülle, die sich den ersten Reisenden darbot. Gleichzeitig war diese weglose „Wildnis“ ein von wilden Tieren und Menschen belebter Ort voller Gefahren, der darauf wartete, von der Zivilisation ebenso gezähmt und genutzt zu werden wie die Wälder Europas. Die Berichte von Forschern und Abenteurern, die sich in den Regenwald vorwagten, bildeten die Grundlage für das gegensätzliche Bild vom Regenwald als Paradies und Hölle. In Kunst, Literatur und Populärkultur fand es seinen Niederschlag.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]„Wilde Leute“ und fromme Einsiedler – Im späten Mittelalter wurde im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Landwirtschaft und dem Wachstum der Bevölkerung und der Städte in Deutschland ein Großteil der Wälder vernichtet. Während die bäuerliche Bevölkerung die im Wald vorhandenen Rohstoffe weiter nutzte, galt er vor allem für die städtische Bevölkerung als Inbegriff der Wildnis, aber auch – im Gegensatz zu den verschmutzten Städten – als Ort der Reinheit.
Heimat der Wilden – Der Wald war die Heimat der behaarten und gewalttätigen „Wilden Leute“, die allen Eindringlingen erbitterten Widerstand leisteten und vor allem für Frauen eine ernsthafte Bedrohung darstellten. Nur unbefleckte Jungfrauen konnten das ebenfalls im Wald lebende Einhorn zähmen. In der frühen Neuzeit prägten die „Wilden Leute“ das europäische Bild von den Bewohnern ferner Länder.
Wunder und Erlösung – Der wie ein „Wilder Mann“ behaarte Johannes Chrysostomos erliegt den Verlockungen des Teufels und verführt und tötet ein schönes Mädchen. Dank seiner Askese wird er aber von Gott begnadigt und mit den wundersamen Gaben des Regenmachens und der Krankenheilung belohnt.
Amazonen: Schrecken des Regenwaldes – In den noch unerforschten Regenwäldern Südamerikas vermutete man im 16. Jahrhundert die aus der griechischen Mythologie bekannten kriegslüsternen und männerfeindlichen Amazonen, die dem Amazonasstrom seinen Namen gaben. Anschauliche Bilder verliehen dem Mythos große Glaubwürdigkeit.