Regenwald Rezeption in Europa

Der wissenschaftliche Regenwald – Während seines Aufenthalts an der Loangoküste in der heutigen Republik Kongo prägte der deutsche Geograf Eduard Pechuël-Loesche (1840–1913) das Wort „Regenwald“ für die immergünen, feuchten Urwälder der tropischen Vegetationszone. Die Erforschung der Tropenwälder steckte noch in den Kinderschuhen.

Der realistische Regenwald – Das Bild des französischen Künstlers und Wissenschaftlers Charles de Clarac (1777–1847) gilt als eine der frühesten realistischen Darstellungen des tropischen Regenwaldes. Neben der grandiosen Natur spielt der Mensch nur eine Nebenrolle. Das Bild befand sich einst im Besitz Alexander von Humboldts.

Der erträumte Regenwald – Eines der Lieblingsthemen des Klassikers der naiven Malerei, des „Zöllners“ Henri Rousseau (1844–1910), war der Urwald, neben dessen traumhafter Pracht die grausamen Kämpfe seiner Bewohner verblassen. Für Rousseau, der Europa nie verlassen hatte, verschmelzen im Regenwald die Kontinente.

Brasilien in Wien – 1840 eröffnete ein Gastwirt in Wien das „Neue Elisium“, in dem die Besucher in der Szenerie der verschiedenen Kontinente speisen konnten. In der amerikanischen Abteilung führte eine Pferdebahn von der Bucht von Rio de Janeiro bis in den Regenwald, mit Schlangen als Trägern der Beleuchtung und Affen in den Bäumen.

Das Opossum als Aktenbote – Vom Naturforscher Johann Natterer (1787–1843), der sich 17 Jahre in Brasilien aufhielt, stammt die von ihm nach Wien gesandte Beutelratte. Es hieß, „dass dies Tier gerne Branntwein trinkt, sehr träge ist, langsam geht, öfters in die Häuser kommt und Hühner tötet“. Im Wiener Hofnaturalienkabinett betätigte sich Didelphys mit seinem Greifschwanz als Aktenbote.

Ein Geschenk für den König – Als Geschenk für den König von Bayern brachte der Botaniker Martius zwei Kinder von den Stämmen der Juri und Miranha nach München. Trotz guter Behandlung verstarben die beiden Amazonaskinder, die großes öffentliches Aufsehen erregt hatten, 1821 und 1822. Sie sind am Münchner Südfriedhof beerdigt.

Tarzan + Dschungelbuch

Dschungelbuch und Tarzan – Rudyard Kiplings Dschungelbuch (2 Bände, 1895/6) und Edgar Rice Burroughs Tarzan (25 Bände, 1914–1947) haben das westliche Bild vom Dschungel nachhaltig geprägt. Die beiden Helden, Mogli und Tarzan, wachsen als Waisen mit den Tieren des Urwaldes auf, erlernen ihre Sprache, werden zeitweise zu ihren Anführern, kehren aber schließlich in die menschliche Gesellschaft zurück. Während im indischen Monsunregenwald jedoch ein weises „Gesetz des Dschungels“ für Ordnung sorgt und Mogli am Ende sein Wissen über den Wald verantwortungsvoll in den Dienst der indischen Forstverwaltung stellt, herrscht im westafrikanischen Dschungel das sozialdarwinistische Recht des Stärkeren, und der Kraftprotz Tarzan wird zum weltweit agierenden Abenteurer.