Schon in den Sagas des Mittelalters begann die Verklärung der eigenen Vorgeschichte zu einer Zeit der kühnen Helden. „Berserker sind Odins Männer, die in der Schlacht ohne Panzer gehen und toll wie Hunde und Wölfe sind, in ihre Schilde beißen und waren stärker als Bären oder Stiere. Sie erschlugen die Leute, aber sie selbst verwundete weder Feuer noch Eisen“, so schrieb der Dichter und Historiker Snorri Sturluson um 1220. Diese Elite-Krieger, die in Trance keine Schmerzen spürten, faszinieren die Menschen bis heute. Sie begegnen auch unter den Schachfiguren von Lewis – ein Zeugnis herausragender romanischer Elfenbeinschnitzerkunst.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]In Dänemark, Schweden, Norwegen und Island wurde die Wikingerzeit seit dem 17. Jahrhundert als Teil der eigenen, nationalen Geschichte aufgefasst. In jener mythenumsponnenen Vergangenheit vollbrachten große Helden große Taten, wobei man sich auf die mittelalterlichen Erzählungen, die Sagas, berief. In Zeiten von Krisen und Armut fanden die Menschen darin Trost und Identitätsbestätigung. Der Begriff „Wikingerzeit“ etablierte sich aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts, als man die archäologischen Funde zeitlich einordnen und mit der schriftlichen Überlieferung zusammenbringen konnte.
Verbreitung durch Raubzüge
Zum Teil auf Umwegen über Schottland und Irland besiedelten die Wikinger von Norwegen aus im 9. und 10. Jahrhundert die Shetlandinseln, die Färöer, Island und Grönland. In Island vertrieben die Skandinavier die dort lebenden irischen Mönche, besiedelten die Insel und holzten sie komplett ab, um Häuser und Schiffe zu bauen. Seither ist Island unbewaldet. Um das Jahr 1000 erreichten sie – 500 Jahre vor Kolumbus – die Küste Nordamerikas. Dänische und norwegische Wikinger plünderten Siedlungen und Klöster an den englischen und irischen Küsten und eroberten große Teile Englands, wo sie sich auch dauerhaft niederließen.