Religion, nordische Götter und Glaube

Religion

Die vorchristliche Religion basierte nicht auf einem Text wie der Bibel, sondern auf gemeinsamen rituellen Handlungen nach altem Brauch, vor allem Opfern, altnordisch blót. Geopfert wurden hauptsächlich Tiere, Menschenopfer gab es wahrscheinlich nicht mehr. Die traditionelle Religion wird in den späteren, mittelalterlichen Texten forn siðr genannt, das bedeutet „früherer, alter Brauch“. Forn siðr ist weit mehr als nur die Verehrung von Göttern. Sie betraf alle Bereiche des Lebens und des Todes und war damit die Grundlage der Gesellschaft. Im Zentrum der Welt liegt Midgard, die von den Menschen bewohnte Erde. Sie ist mit Asgard, dem Wohnort der Götter, durch eine Regenbogenbrücke verbunden. Utgard ist der Bereich außerhalb der von Göttern und Menschen bewohnten Welt. Hier wohnen Trolle und Riesen. Ganz unten liegt das Totenreich Hel. Im Ozean, der die Welt umgibt, lebt die Midgardschlange. Sie ist so groß, dass sie die ganze Welt umspannt. Ihr Vater war angeblich der Gott Loki. Am Ende der Welt erschlägt Thor die Midgardschlange, stirbt aber selbst an ihrem Gift.

Mit Ritualen, Sprüchen und speziellen Gegenständen nahmen die Menschen Einfluss auf das Übernatürliche. Manche Runenritzungen enthalten Beschwörungsformeln. Odin galt als Meister der Zauberei und der Weissagung. Miniaturgegenstände wurden als Amulette getragen und schützten gegen Unglück und Krankheit. Es sind Zahlreiche Amulettanhänger in Frauenform gefunden worden. Wahrscheinlich handelt es sich um Darstellungen helfender Schutzgottheiten. Manche Frauen tragen ein Trinkgefäß; einige sind bewaffnet und könnten Walküren darstellen.

Götter

Nach den eddischen Texten waren die Götter nicht nur weise und gut, sondern auch reizbar, trickreich, gewaltsam, diebisch, neidisch, boshaft und sogar oft betrunken. Die Götter dienten also nicht als moralische Vorbilder für die Menschen. Regional gab es große Unterschiede: in manchen Gegenden wurde z.B. Thor stärker verehrt, in anderen Freyr. Die meisten Götter, die man im Norden Asen nannte, sind miteinander verwandt. Viele stammen von  Odin ab. Deshalb  wird er oft Göttervater genannt und ist der Hauptgott der nordischen Mythologie.

  • Odin ist der weiseste der Asen. Er ist der Vater vieler anderer Götter, und ist Gott der Dichtkunst, der Runen, der Magie und des Kriegs. Odin musste ein Auge als Pfand geben, um aus Mimirs Brunnen unter der Weltesche trinken zu dürfen und Weisheit zu erlangen. Auch dieser Mann ist einäugig – Odin selbst? Er trägt einen Kopfschmuck, der auf bildlichen Darstellungen vorkommt. Ein echter Kopfschmuck dieser Art wurde aber nie gefunden.
  • Frigg ist die Frau Odins und die Königin der Götter. Sie gilt als Schutzgöttin der Langobarden.
  • Thorshammer-Anhänger, Fjälkinge, S, Bernstein, Wikingerzeit © Lunds Universitets Historika Musem - Foto: Andreas Jacob

    Thorshammer-Anhänger, Fjälkinge, S, Bernstein, Wikingerzeit © Lunds Universitets Historika Musem – Foto: Andreas Jacob

    Thor ist der stärkste der Götter. Der Donner wurde als das Geräusch seines von Ziegenböcken gezogenen Wagens angesehen. Mit seinem Hammer Mjöllnir beschützt er die Menschen vor Ungeheuern und Riesen. Zusammen mit dem Riesen Hymir fährt Thor auf großen Fischzug: Er möchte die riesige Midgardschlange, die im Meer lebt, fangen und töten. Im letzten Moment schneidet Hymir jedoch die Angelschnur durch, an der die Midgardschlange zappelt, und das Ungeheuer entkommt. Mit seinem Hammer Mjöllnir bekämpft Thor die Feinde der Götter, vor allem die Riesen und die Midgardschlange. Mjöllnir wurde von Zwergen geschmiedet, verfehlt nie sein Ziel und kehrt immer wieder in Thors Hand zurück. Thorshämmer als Amulette waren weit verbreitet. Sie kennzeichneten die TrägerInnen als Anhänger der alten Religion.