Rezeption und Klischees über die Wikinger

Kaiserliche Germanentümelei – Kaiser Wilhelm II. sah wie viele seiner Zeitgenossen in der Wikingerzeit eine Epoche, in der die „alten germanischen Ideale“ voll zur Blüte gekommen waren. Während einer seiner alljährlichen „Nordlandfahrten“ komponierte er sogar eine Ode an den Meeresgott der Wikinger.

„Arier“-Klischee – Die Nationalsozialisten instrumentalisierten die Wikinger für ihre Zwecke. Sie sahen in ihnen die ultimativen Arier und nutzten das Klischee vom blonden, starken, unerschrockenen Wikinger dafür, norwegische, dänische und schwedische Soldaten für die SS zu rekrutieren. Die SS-Division „Wiking“, später SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“ und 5. SS-Panzer-Division „Wiking“, war eine Panzerdivision der Waffen-SS. Sie bestand teilweise aus Freiwilligen aus den Niederlanden, Belgien und Skandinavien.

Am rechten Rand – In den skandinavischen Ländern werden die Wikinger noch heute von Rechtsextremen missbraucht, um zwischen „echten Skandinaviern“ und „Fremden“ zu unterscheiden. Ziel ist es, mit diesem rechten Gedankengut Minderheiten und Migranten auszugrenzen. Zum Teil findet sich diese Verbindung auch in der Musikszene wieder, etwa bei bestimmten Gruppierungen des Viking Metal.

Kommerzialisiert und popularisiert – Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und bis heute dauert der Siegeszug der Wikinger in Werbung und Populärkultur an. Mit den Wikingern lässt sich für alles werben, das als männlich, stark und durchschlagskräftig gelten soll. Wikingerschiffe sollen ein Gefühl von Schnelligkeit, Eleganz und Innovation aufrufen.

„Populäre Irrtümer“

  • Die Wikinger tauchten plötzlich und wie aus dem Nichts auf.

Die Wikinger sind nicht nach Nordeuropa eingewandert. Die Bevölkerung, die wir heute Wikinger nennen, war seit langem in Skandinavien ansässig.

  • Die Wikinger lebten von dem, was sie erbeuteten.

Nein. Die Lebensgrundlage für alle waren Ackerbau, Viehzucht und Fischfang. Beutezüge und Handelsfahrten trugen zusätzlich zum Wohlstand bei.

  • Met war das Lebenselixier der Wikinger.

Das gängigste alkoholische Getränk, das die Wikinger brauten, war nicht Met, sondern Bier. Met (Honigwein) war dagegen kostbar und wurde nur zu besonderen Gelegenheiten getrunken. Wein wurde aus dem Frankenreich importiert.