Zukunft der Meere

Meeresspiegelanstieg – Land unter: Durch die Erwärmung in Tiefen bis zu 3.000 Meter dehnt sich das Meerwasser aus und nimmt mehr Raum ein. Der Meeresspiegel steigt außerdem durch das Schmelzwasser von Gebirgsgletschern und Eisschilden – im 20. Jahrhundert um 17 Zentimeter. Etwa 600 Millionen Menschen leben in Gebieten, die nur wenig über dem Meeresspiegel liegen. Steigen die Pegel wie berechnet, verlieren viele Bewohner von Küstengebieten oder Inselstaaten ihre Heimat. 2007 prognostizierte der IPCC-Report des Weltklimarates einen Meeresspiegelanstieg um 18 bis 59 Zentimeter bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Ein höherer Anstieg scheint aufgrund neuer Daten wahrscheinlich. Millionenstädte wie Mumbai, Kalkutta oder New York, aber auch Bremen, Hamburg und Kiel sowie große Teile der deutschen Küstenlandschaft wären stark betroffen.

Versauerung – Exitus in der sauren Tiefsee: Je mehr Kohlendioxid durch die Verbrennung fossiler Energieträger freigesetzt wird, desto saurer werden die Ozeane. Wenn sich Kohlendioxid im Meerwasser löst, bildet sich Kohlensäure. Der pH-Wert sinkt und das bedeutet, das Wasser wird saurer. Seit Beginn der Industrialisierung haben die Ozeane bereits soviel Kohlendioxid aufgenommen, dass der Säuregrad um 30 Prozent gestiegen ist. Folge: Durch die Säure nimmt die Konzentration von Karbonat (Kalk) im Meerwasser ab. Viele Meeresbewohner brauchen aber Kalk als Baustoff für ihre Schalen oder Skelette. Muscheln, Schnecken oder Kalkalgen verenden. Bei Fischen und Krebsen kommt es aufgrund der Versauerung zu Beeinträchtigungen im Stoffwechsel. Und machen wir weiter wie bisher, könnten die Meere laut neuesten Studien in 100 Jahren doppelt so sauer sein wie heute. Viele Korallenriffe in der Tiefsee würden sich dann auflösen. 70 Prozent aller Riffe wären betroffen, schätzen Forscher.

Überfischung – Geplünderte Tiefsee: Nachdem die Fischerei in den flachen Gewässern fast überall am Rande des Abgrunds schwebt, erschließen sich die großen Fischfangflotten ein neues Jagdrevier: die Tiefsee. Mit Netzen, die tiefer reichen als 1.500 Meter und 60 Tonnen Fisch in nur 20 Minuten heraus holen, geht die Fischerei-Industrie auf Beutezug. 40 Prozent aller Fischereigründe befinden sich bereits in der Tiefsee. Forscher befürchten, dass viele Arten ausgerottet werden, bevor wir sie überhaupt richtig kennenlernen. Tiefseefische wachsen nur sehr langsam nach. Der Granatbarsch, ein häufig auf den Speisekarten von Luxusrestaurants angebotener Fisch, der in Tiefen zwischen 750 und 1.200 Meter lebt, vermehrt sich erst ab einem Alter von 20 Jahren. Extensive Tiefsee-Fischerei vor den Küsten Neuseelands und Australiens haben die Fische in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent reduziert. Ähnliches gilt auch für den Nordatlantik.

Vermüllung – Endstation Tiefsee: Aus dem Auge aus dem Sinn? Keineswegs. Wir kippen Unmengen Müll in die Ozeane und der löst sich natürlich nicht einfach auf. Plastikmüll braucht Jahrhunderte, bis er abgebaut ist. Millionen Plastiktüten treiben durch die Ozeane. Meeresschildkröten verwechseln die von den Strömungen aufgeblähten Tüten oft mit Quallen. Die vermeintliche Lieblingsspeise bringt jedoch den qualvollen Tod. Die Tiefsee ist eine riesige Mülldeponie: Tonnenweise Schrott liegt auf dem Meeresboden, verrottet aber nur langsam oder gar nicht. Altöl, Düngemittel, Abwässer und Klärschlamm belasten die Meere. Auch große Mengen konventioneller Munition wurden in der Vergangenheit in der Tiefsee versenkt, dazu chemische Stoffe und radioaktives Material. Sind unsere Meere eine tickende Zeitbombe? Auch Lärm zählt als Umweltverschmutzung. Schiffslärm, militärische Schallexperimente und Erkundungsexplosionen zur Ölförderung zerreißen die Stille des Meeres. Gerade für Wale ist das eine Qual: Die Dauerbeschallung ihres hochentwickelten Gehörs vertreibt sie aus ihren Nahrungs- und Fortpflanzungsgebieten, stört ihre Kommunikation, führt im Extremfall zu Gehörschäden und Massenstrandungen aufgrund des gestörten Orientierungssinns.