Herrscher, Tempel und Pyramiden

Stabsträuße werden, wie in Grabdarstellungen überliefert, zu festlichen Anlässen bei rituellen Handlungen im Götter- und Totenkult als Opfergabe zusammengestellt. Da sich der göttliche Wohlgeruch im Duft von Blüten entfaltet, bestehen sie aus Blumen- und Blättergebinden, die übereinander an einem Stab befestigt sind. Eingearbeitet werden Blätter von Pflanzen wie Lotus, Dattelpalme, Winden und Wein sowie Blüten von Kornblume, Mohn, Lotus, Chrysantheme und Papyrus. Manchmal finden auch Früchte Verwendung.

Standarten werden bei Götterprozessionen mitgeführt und sind fester Bestandteil des Tempelinventars.

Neujahrsflaschen werden im Tempel geweiht und zur Jahreswende verschenkt. Häufig sind sie zusätzlich mit einem Glückwunsch beschriftet. Opferlisten werden sowohl auf Tempel- wie auch auf Grabwänden angebracht und sichern die Versorgung des jeweiligen Gottes beziehungsweise des Verstorbenen.

Rituale und Kultgerät – das Räuchern, vor allem mit kostbarem Weihrauch aus dem fernen Land Punt, ist ein wichtiges Ritual im Tempel. Weihrauch reinigt die Luft und sein Wohlgeruch zeugt von der Präsenz der Götter. Die Situla, ein kleines Bronzegefäß, wird vor allem als Spendengefäß im Kult der Göttin Isis genutzt. Perlenhalsketten mit Gegengewicht (Menit) dienen als rasselartige Musikinstrumente im Kult. Der Götterschrein (Naos) beherbergt das Kultbild und wird beim täglichen Kultbildritual zeremoniell geöffnet und geschlossen.

Architekturschmuck wie Einlagen in Gestalt von Lotusblättern oder Blütenrosetten haben nicht nur dekorative Funktion – sie sollen, wie die sich immer wieder erneuernden Pflanzen, die Funktionstüchtigkeit des Gebäudes erhalten oder es beschützen.

Der große Tempel von Karnak

Der Tempel des Amun-Re von Karnak nördlich der heutigen Stadt Luxor ist der größte Tempelkomplex unterschiedlicher Kultanlagen Ägyptens. Zahlreiche ägyptische Herrscher, so auch Hatschepsut, Thutmoses III. und Echnaton, hinterlassen hier ihre Spuren. Zu den Höhepunkten der Architektur zählt der berühmte Säulensaal mit 134 Papyrussäulen, der noch in der 18. Dynastie begonnen und unter den Ramessiden vollendet wird. Der von Sphingen gesäumte westliche Eingang steht auch der Öffentlichkeit offen, das Heiligtum selbst dürfen nur Priester betreten.

Sphinx

Sphinx

Sphingen gelten als eine Erscheinungsform des horizontischen Sonnengottes. Große Sphingen flankieren den Zugang zu den Tempeln und erscheinen oft als Löwe mit dem Kopf eines Pharaos. In Karnak werden sie als Löwen mit Widderkopf gestaltet, da der Hauptgott des Tempels, Amun-Re, als Widder erscheinen kann.