Tiere – Stachelhäuter

Tiere - Stachelhäuter: Seesstern

Seesstern

Stachelhäuter – Igel und Sterne: Seesterne, Seeigel, Schlangensterne, Seegurken, Haarsterne und Seelilien weisen alle eine fünfstrahlige Symmetrie aus, die im Tierreich einzigartig ist. Sie werden als Stachelhäuter zusammengefasst. Fast alle Stachelhäuter haben kleine Larven, die noch keine fünfstrahlige Symmetrie aufweisen; diese entsteht erst während der Entwicklung. Neben der Symmetrie ist ein dicht unter der Haut liegendes kalkiges Innenskelett für die Stachelhäuter charakteristisch. Am deutlichsten ist dies bei den Seeigeln. Am stärksten reduziert wurde es bei den Seegurken, die nur noch einzelne Kalkelemente in ihrer Haut besitzen. Die abgestorbenen Schalen und Skelettteile tragen wesentlich zur Bildung von Kalkgesteinen bei. Fünf ist Trumpf: Der Bauplan aller Stachelhäuter fußt auf der Zahl fünf. Sie sind fünfstrahlig konstruiert. Das heißt: Würde man einen Seeigel wie diesen auf die Seite drehen und in die Länge ziehen, käme der Bauplan einer Seegurke heraus. Oder wenn man die fünf Arme eines Seesterns so falten würde, dass sich alle berühren, entstünde wiederum die Form des Seeigels.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Putzkolonne der Tiefsee: Seegurken sind bis zu zwei Meter lange Sedimentfresser, die wie ein Staubsauger den Boden einsaugen, die organischen Substanzen verdauen und die anorganischen wieder ausscheiden. Sie sind die „Recycler“ der Tiefseeböden. Ihre Spuren findet man dort am Häufigsten. Die Seegurke ist im Nordatlantik auf Weichböden weit verbreitet.

Muschelliebhaber? Dieser Seestern ist im nördlichen Atlantik verbreitet. Im Vergleich zu dem bekannten einheimischen Asterias rubens ist sein zentraler Körper viel breiter, wodurch die fünf Arme kürzer werden. Sein Verwandter isst gerne Muscheln – ob der Nordmeer-Seestern das in 500 Meter Tiefe genauso handhabt, ist unbekannt.

Stumpfe Stacheln: Manche Seeigel besitzen besonders dicke Stacheln, die ihnen bei der Abwehr von Fressfeinden helfen. Diese Art kommt im gesamten Indopazifik in Tiefen bis zu knapp 1.300 Meter vor. Rank und schlank: Dermechinus horridus ist die einzige Art in der Gattung Dermaster, für die ein für Seeigel eher ungewöhnlich hoher Körperbau charakteristisch ist. Diese Art kommt von etwa 80 Meter bis in Tiefen von über 1.000 Meter vor. Sie ist in den Meeren um die Antarktis verbreitet. Fürsorgliche Eltern: Brachysternaster chesheri ist einer von mehreren Seeigel-Arten der Antarktis, die Brustfürsorge betreiben, indem sich die jungen Seeigel in Bruttaschen direkt vom Ei zum Seeigel entwickeln. Das für Seeigel typische Larvenstadium entfällt dabei.

Wilde Mähne: Gorgonenhäupter gehören zu den Schlangensternen, die als teilgruppe der Stachelhäuter fünfstrahlig symmetrisch sind. Bei den Gorgonenhäuptern verzweigen sich die fünf Arme immer weiter, bis ein Wirrwarr ähnlich dem Schlangenhaar der Gorgonen aus der griechischen Mythologie entsteht.

Tiere – Krebstiere

Cyphocaris richardi Tiefsee Flohkrebs © Solvin Zankl

Flohkrebs – Cyphocaris richardi © Solvin Zankl

Höhere Krebse lebten bereits vor rund 540 Millionen Jahren. Mit etwa 28.000 Arten sind sie die größte Gruppe der Krebstiere. Ihre bemerkenswerten Sinnesleistungen und komplexen Verhaltensweisen zeigen eine hohe Organisationsform. Zu ihnen gehören zum Beispiel Fangschreckenkrebse, Flohkrebse und Meeresasseln, Leuchtgarnelen, Krabben und Hummer.

Sergestes Krebslarve © Solvin Zankl

Krebslarve der Gattung Sergestes © Solvin Zankl

Diese Krebse leben meist am Meeresboden, nur wenige Arten haben sich auf ein Leben in der freien Wassersäule spezialisiert. Ihnen gemein ist unter anderem ein sehr kompliziert gebauter Kau- und Filtermagen. Die Augenpaare sind hoch entwickelt und werden mittels zwei beweglicher Stiele hervorgehoben.

Tiere - Krebstiere Rückenfüsser Krabbe © MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

Rückenfüßer Krabbe © MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

 

Tiere – Biolumineszenz

meduse Atolla spec © Solvin Zankl

meduse Atolla spec © Solvin Zankl

Leuchtfische mit silbrigen Seiten und riesigen Augen, transparente Quallen, Tintenfische und rote Garnelen schwimmen durch die schummrige Dämmerlichtzone. Nur noch wenig blaues Licht dringt in eine Tiefe bis 1.000 Meter vor. Trotzdem orientieren sich die meisten Tiere mit ihren Augen. Bei vielen Fischen und Tintenfischen sind sie extrem groß entwickelt. Einige Organismen besitzen auch empfindliche Teleskopaugen, die aber nur ein enges Sehfeld abdecken. Rote Suchscheinwerfer unter den Augen oder Leuchtangeln vor dem Maul.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Melaneocetus murrayi Tiefseeanglerfisch © Solvin Zankl

Tiefseeanglerfisch – Melaneocetus murrayi © Solvin Zankl

Viele Tiere erzeugen mittels chemischer Reaktion ihr eigenes Licht. Dieses Phänomen heißt Biolumineszenz – ein Vorgang, der von Enzymen oder Bakterien gesteuert wird. Die meisten Tiefseebewohner produzieren blaues Licht, denn es kann am besten wahrgenommen werden. Einige Tiere können auch grünes oder gelbes, nur selten aber rotes Licht produzieren. Das „lebende Licht“ ist nicht stärker als Mondlicht. In der Tiefsee ist es jedoch das einzige Licht, das die meisten Organismen jemals sehen, sofern sie überhaupt sehen können. Viele Tiere locken mit ihren Leuchtorganen Beute an. Andere Organismen „blitzen“ kurzfristig auf, um Angreifer zu erschrecken. Einige Krabben, Würmer, Tintenfische und Fische legen sogar leuchtende Köder aus oder geben Gewebe ab, um ihre Feinde anzulocken, während sie selbst schnell von der Bildfläche verschwinden. Manche spritzen auch Wolken leuchtender Partikel aus, um die Räuber zu verwirren und selbst einige lebensrettende Sekunden zu gewinnen.

 

Valdiviella sp. copepod Ruderfrusskrebse Ruderfusskrebs © Solvin Zankl

Valdiviella sp. copepod Ruderfußkrebse © Solvin Zankl

Spot an! Laternenfische sind die häufigsten Fische der Dämmerlichtzone. Mit ihren Leuchtorganen bringen sie gelbes, blaues und grünes Licht ins Dunkel. Sie benutzen ihr Biolicht als Scheinwerfer, um nach Beute zu suchen. Die nur wenige Zentimeter großen Tiere leben in allen Weltmeeren und gehören zu den „Wanderern“ der Ozeane. Tagsüber bleiben sie meist in Wassertiefen von circa 300 bis 1.200 Meter. Nach Sonnenuntergang folgen sie den Ruderfußkrebschen, ihrer Lieblingsspeise, an die Wasseroberfläche.

Laternen unter Wasser: Fast alle Arten der Laternenfische besitzen Leuchtorgane, die blaues, grünes oder gelbes Licht ausstrahlen. Diese sind in Reihen entlang des Körpers und auf dem Kopf angeordnet. Anzahl und Form der Leuchtorgane sind bei den Laternenfischen sehr vielfältig. Die erzeugten Lichtmuster dienen auch als Signale zur Arterkennung.

Zukunft der Meere

Zukunft der Meere - Meeresbrandung mit Gischt

Meeresbrandung

Die Zukunft begann gestern: Die Ozeane spielen eine Schlüsselrolle im weltweiten Klimageschehen. Der letzte Bericht des Weltklimarates (IPCC) zeigt, dass der Klimawandel schneller als je zuvor in der Erdgeschichte unseren Planeten verändert. Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas hat der Mensch soviel Kohlendioxid wie nie zuvor in die Atmosphäre gepustet – mit katastrophalen Folgen für die Ozeane: Sie versauern, erwärmen sich, die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt an. Der Kohlendioxid-Gehalt der Luft hat seit dem Jahr 1750 um 35 Prozent von 280 ppm (parts per million) auf 392 ppm im Jahr 2011 zugenommen. Das Meer nimmt davon etwa ein Drittel auf. In hohen Breiten, in denen kaltes Tiefen- und Bodenwasser erzeugt wird, vorwiegend im Nordatlantik und im Weddellmeer, gelangen die gelösten Gase dann in den Bereich der Tiefenwasserzirkulation und sind für längere Zeit dem Kontakt mit der Atmosphäre entzogen. Erst nach etwa 1.000 Jahren gelangt das in die Tiefe verfrachtete CO2 mit der ozeanischen Zirkulation in niederen Breiten wieder an die Meeresoberfläche. Dort wird das auftreibende Wasser erwärmt, die Lösungsfähigkeit sinkt und ein Teil des bei kälteren Temperaturen gelösten CO2 gast nun aus und tritt wieder in die Atmosphäre ein. Klimaschwankungen gab es in der Erdgeschichte schon immer. Eiszeiten und Warmzeiten wechselten über lange Zeiträume in einem natürlichen Rhythmus. Noch nie zuvor aber hat eine Spezies in so kurzer Zeit dermaßen grundlegend in die globalen Zusammenhänge eingegriffen. Klimaprojektionen bis zum Jahr 2100 sagen eine verstärkte Erwärmung von bis zu 4 °C und einen zunehmenden Meeresspiegelanstieg von bis zu 60 Zentimeter voraus.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Erwärmung – Tiefsee erwärmt sich langsam: Seit 1955 haben sich die Ozeane durchschnittlich um 0,04 °C erwärmt. An der Oberfläche wurden im Mittel 0,6 °C gemessen. Hört sich wenig an, hat aber gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean. 80 Prozent der Wärme, die unsere Erde bisher durch den Treibhauseffekt zusätzlich aufgenommen hat, landet in Ozeanschichten bis 1.500 Meter Wassertiefe. Polarforscher haben jüngst herausgefunden, dass aber auch der tiefe Ozean an diesem Prozess beteiligt ist. In der ewig kalten Antarktis erwärmt sich das Wasser in den Tiefen. In den vergangenen 26 Jahren ist die Wassertemperatur dort großräumig um sechs Hundertstel Grad angestiegen. Ein scheinbar geringer Wert, der aber gravierende Auswirkungen haben kann, denn aus dem Weddellmeer heraus werden die Verhältnisse in der weltweiten Tiefsee beeinflusst.  Und viele Meeresbewohner haben sich an stabile Temperaturen angepasst. Kleinste Änderungen können viele Organismen nur schwer, manchmal gar nicht kompensieren.

Rohstoffe der Tiefsee

Schätze aus der Tiefsee: Das Meer ist eine wichtige Rohstoffquelle. Sand und Kies sowie die Energierohstoffe Öl und Gas werden seit vielen Jahren abgebaut. Darüber hinaus fördert man Minerale aus den flachen Küstenbereichen der Ozeane, die durch Erosion aus dem Hinterland an die Küste transportiert wurden. Dazu gehören zum Beispiel die Diamanten vor der Küste Südafrikas und Namibias sowie Vorkommen von Zinn, Titan und Gold entlang der Küsten Afrikas, Asiens und Amerikas. Zu den interessanten Rohstoffen in der Tiefsee zählen Manganknollen, meist in Wassertiefen jenseits der 4.000 Meter, Kobaltkrusten entlang der Flanken submariner Gebirgszüge, meist zwischen 2.500 und 1.000 Meter sowie die Massivsulfide und die Sulfidschlämme, die sich in Bereichen vulkanischer Aktivität an den Plattengrenzen in Wassertiefen zwischen 5.000 und 500 Meter bilden. Die Metalle in Manganknollen und Kobaltkrusten werden über einen Zeitraum von Jahrmillionen angereichert. Selbst die offensichtlich schnell wachsenden Massivsulfide benötigen Jahrtausende, um wirtschaftlich interessante Tonnagen zu erreichen.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Methan: Energiequelle der Zukunft? Sie sehen aus wie schmutzige Eisbrocken, können brennen und bergen ein enormes Energiepotential: Methanhydrate. Die eisähnlichen Verbindungen entstehen, wenn Methan und Wasser bei Kälte und hohem Druck zusammentreffen. Die Wassermoleküle bilden Käfige, in denen sie Methanmoleküle einschließen. Sobald der Druck jedoch nachlässt und die Temperatur steigt, zerfällt das Hydrat und das Gas „blubbert“ aus. Gashydratfelder gibt es an allen Kontinentalrändern. Nach Schätzungen sind in den Gashydraten etwa 10.000 Gigatonnen Kohlenstoff enthalten. Zum Vergleich: In allen Erdgas-, Kohle-und Ölvorräten zusammen stecken nur etwa 5.000 Gigatonnen. Noch ist aber nicht klar, ob Methanhydrat in Zukunft wirklich eine Energiequelle sein könnte. Methan ist ein sehr starkes Klimagas, das in der Atmosphäre etwa 25-mal stärker zum Treibhauseffekt beiträgt als Kohlendioxid. Dennoch gibt es Länder, die Methanhydrate abbauen wollen. Gerhard Bohrmann ist Professor für Meeresgeologie an der Universität Bremen und erforscht seit Jahren Methanhydrate im Ozean.

Brennendes „Eis“: Wenn Methan und Wasser bei Kälte und großem Druck zusammentreffen, gefriert das Wasser nicht zu Eis, sondern bildet Molekül-Käfige, in denen es riesige Mengen des Gases aufnehmen kann. Lassen Druck und Temperatur nach, zerfällt die eisähnliche Verbindung.

Manganknollen: Manganknollen sind kartoffelgroße Mineralienklumpen. Die größten Vorkommen befinden sich im sogenannten Manganknollengürtel zwischen den Clarion- und Clipperton-Bruchzonen im Nordostpazifik. Dort liegen sie auf einer Fläche von etwa neun Millionen Quadratkilometern lose auf den Sedimenten der Tiefseeebene – ein Gebiet von der Größe Europas.

Wertvolle Ressourcen: Manganerzkrusten kommen zu etwa 66 Prozent im Pazifik vor, rund 23 Prozent lagern im Atlantik, nur 11 Prozent im Indischen Ozean. Vor allem Vorkommen aus Wassertiefen von 800 bis 2.500 Meter werden als wirtschaftlich interessant angesehen. Ihr Wert ergibt sich aus den Metallgehalten an Kobalt, Nickl, Mangan, Titan, Kupfer und Cer, dazu kommen bedeutende Spurenmetalle wie Platin, Molybdän, Tellur und Wolfram.

Leben unter Wasser

Leben unter Wasser: Ruderfusskrebs Sapphirina © Solvin Zankl

Ruderfußkrebs Sapphirina © Solvin Zankl

Mythen der Meere: Das Meer steckt voller Mythen. Seefahrer früherer Zeiten berichteten von riesigen Seeschlangen und alles verschlingenden Monstern, die aus der Tiefe heraus, ihre Boote attackierten. Zeugnis von Angst und Aberglauben sind mit Ungeheuern und Fabelwesen reich illustrierte Seekarten. Besonders gefürchtet im 16. Jahrhundert war eine sagenhafte Riesenschlange mit Pferdekopf und feuerroter Mähne. 100 Meter lang soll sie laut Augenzeugen gewesen sein und ganze Schiffe samt Mannschaft habe sie verschlungen. Von Schrecken verbreitenden Riesenkraken ist in alten Berichten zu lesen, von schleimigen und hinterhältigen Monstern, die mit ihren unzähligen Armen sogar die Mastspitze der Segelschiffe ergriffen und sie gierig in die Tiefe rissen. Schaurig schön auch Meerjungfrauen, die mit lieblichem Gesang Seeleute anlockten und in ihr geheimnisvolles Unterwasser-Königreich entführten.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Im Reich der Tiefsee: Es ist kalt, dunkel und es herrscht ein enormer Wasserdruck. Mangels Licht gibt es keine Pflanzen und auch das Nahrungsangebot ist knapp. Die Lebensbedingungen in der Tiefsee sind extrem. Tiefseebewohner sind gut an diesen Lebensraum angepasst und haben erstaunliche Fähigkeiten entwickelt. So erzeugen Tiefseeorganismen zum Beispiel ihr eigenes Licht – ein Phänomen, das als Biolumineszenz bekannt ist. Leben gibt es in allen Tiefen des Meeres. Die Häufigkeit und Art der Lebewesen ist in verschiedenen Tiefenregionen sehr unterschiedlich. Je nach Gebiet beginnt die Tiefsee ab 200 Meter Wassertiefe und reicht an der tiefsten Stelle, dem Marianengraben im Pazifik, bis zu 11 Kilometer hinunter. Zum Vergleich: Der Mount Everest als höchster Berg der Erde misst nur 8.848 Meter. Der Ozean wird mit zwei großen Zonen beschrieben: Der gesamte Lebensraum von der Meeresoberfläche bis zum Meeresboden, das sogenannte Freiwasser, heißt Pelagial. Der Bereich des Meeresbodens wird als Benthal bezeichnet. 90 Prozent des Weltmeeres zählen zur Tiefsee. Die Temperaturen liegen im Durchschnitt zwischen -1 °C bis 4 °C. An den heißen Quellen in der Tiefsee ist es allerdings sehr viel wärmer: Dort wurden schon Rekordtemperaturen von über 400 °C gemessen.

Belebter Ozean: Leben gibt es in allen Tiefen des Meeres. Häufigkeit und Art der Lebewesen ist in verschiedenen Tiefenregionen aber völlig unterschiedlich. Eine bunte, vom Sonnenlicht durchflutete Unterwasserwelt findet sich in einer Tiefe bis 200 Meter: Fische, Krebse, Kraken, Korallen, Algen, Plankton und Pflanzen wie die bis zu 100 Meter und 100 Kilogramm schweren Braunalgen oder verschiedene Seegrasarten, die als Kinderstube vieler Fische und anderer Meerestiere dienen. Das Wasser wird in dieser Zone, dem Epipelagial, von Strömungen umgewälzt, die Temperatur schwankt je nach Ort und Jahreszeit. Hier herrschen gute Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen, hier entsteht die Nahrungsgrundlage für alle anderen Meeresbewohner – das pflanzliche und tierische Plankton. Mikroskopisch winzige Pfeilwürmer, Ruderfußkrebse, Larven von Insekten und Krebstieren zählen ebenso dazu wie Quallen, Schnecken und Muscheln. Diese Vielfalt ernährt alle anderen Organismen – den kleinen Fisch wie den 30 Meter langen Blauwal.

Tiefsee Expeditionen

Taucher mit Geräten - Tiefsee Expeditionen

Hightech in der Tiefsee: Unser Wahrnehmungsvermögen ist begrenzt auf das, was wir mit unseren Sinnen aufnehmen können. Sie reichen nicht aus, die meisten Organismen der Ozeane, ihre Lebensbedingungen, ihr Wechselspiel untereinander und mit ihrer Umwelt direkt zu erfassen, geschweige denn wahrzunehmen, welche Rolle sie in globalen Zusammenhängen spielen. Deswegen sind wir angewiesen auf hochspezialisierte Messgeräte sowie auf autonome und ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge. In allen Wassertiefen nehmen wir Proben, bestimmen Temperatur, Salzgehalt und Druck oder die stoffliche Zusammensetzung des Meerwassers.  Mit einer Reihe von Beobachtungsprogrammen untersuchen wir die großräumige Zirkulation in allen Tiefenbereichen, analysieren die Wechselwirkung zwischen Ozean und Atmosphäre und ziehen tief aus dem Meeresboden Sedimentkerne, um die Klimageschichte unseres Planeten zu rekonstruieren. Bei geschickter Kombination der Daten lassen sich intuitiv oder in Computersimulationen Abbilder der Realität und ihrer Veränderungen entwickeln – von der Meeresoberfläche bis in die Tiefsee.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Logistik vor der Expedition: Eine gute Hafenlogistik ist wichtig. Containerhäfen mit Linienanbindung für die sichere Verschiffung der Ausrüstungen und des Proviants. Leistungsfähige Kräne müssen verfügbar sein, denn die an Bord eingesetzten Spezialcontainer wiegen pro Stück bis zu 30 Tonnen. Die Sicherheit der Arbeitsgebiete und der anzulaufenden Häfen muss ebenfalls berücksichtigt werden. Piraterie kann in einigen Seegebieten die Forschungsarbeiten gefährden, oder es wird schwierig, einen Hafen anzulaufen. Etwa ein halbes Jahr vor Beginn der Expedition müssen bei den jeweiligen Küstenstaaten, in deren Gebieten geforscht werden soll, Genehmigungen beantragt werden. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und dessen Botschaften. Die Einzelheiten hinsichtlich der Auflagen regelt das Internationale Seerechtsübereinkommen. Gelegentlich muss ein Beobachter des betreffenden Staates mitgenommen werden, oder es gibt bereits vorher enge Kooperationen mit Partnern vor Ort.

Vorbereitungen an Bord: Die Teilnehmer der Expedition erreichen die Hafenstadt und kommen an Bord. Container werden ausgepackt, die Labore mit Geräten bestückt, Großgeräte an Deck aufgebaut und vorbereitet. Das Schiff wird mit Brennstoff, Ersatzteilen und Proviant versorgt. Die Wissenschaftler erläutern der Schiffsführung, welche Geräte zum Einsatz kommen sollen. Kapitän, Nautische Offiziere, Schiffsmechaniker, Elektroniker, Ingenieure und Matrosen arbeiten eng mit den Forschern zusammen. In der kommenden Zeit wird Tag und Nacht gearbeitet. Geräte gefahren, Proben gesammelt, sortiert, präpariert und ausgewertet, Ergebnisse diskutiert. Genau wie die Besatzung arbeiten die Wissenschaftler in Schichten, an Bord Wachen genannt.

Forschungsgeschichte

Taucher - Forschungsgeschichte

Jules Verne: Visionär der Tiefsee: Seine Romane beflügeln bis heute die Phantasie von Millionen Lesern: Wir sind in 80 Tagen um die Welt gereist, zum Mittelpunkt der Erde aufgebrochen und 20.000 Meilen unter das Meer abgetaucht. Bis heute ist der französische Schriftsteller der meist übersetzte Autor seines Landes und gilt als „Vater des Science Fiction Romans“. Vernes fantastische Abenteuer sind für viele Leser der erste Kontakt mit der Welt der Tiefsee: Eines seiner bekanntesten Bücher ist „20.000 Meilen unter dem Meer“, 1869 veröffentlicht. Darin erzählt Verne aus der Ich-Perspektive des Prof. Aronnax von einer Reise durch die Weltmeere in Kapitän Nemos U-Boot Nautilus. Verblüffend: Verne verarbeitet sehr präzise ozeanographische Fakten und beschreibt eine vielfältige Unterwasserwelt. Poetisch schön: der Spaziergang durch einen Korallengarten. Furchterregend: die Attacke der Riesenkalmare. Weitsichtig, die Vermutung über Rohstoffe: „In den Tiefen der Ozeane gibt es Vorkommen von Zink, Eisen, Silber und Gold, die man vielleicht eines Tages gewinnen könnte.“[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Valdivia

Valdivia

Die ersten Tiefsee Expeditionen: Das Zeitalter der Tiefseeforschung begann 1872 mit einer mehrjährigen Expedition des britischen Forschungsschiffes CHALLENGER. Die Forscher entdeckten fast 5.000 unbekannte Tierarten in bis zu 5.500 Meter Wassertiefe und kartierten zahlreiche Gebirgszüge. Die gewonnenen Daten der 68.890 Seemeilen (127.653 Kilometer) wurden in einem fünfzig Bände umfassenden Werk dokumentiert. Es war der Beginn der modernen Meeresforschung. 1898 startete unter der Leitung des Zoologen Carl Chun die erste deutsche Tiefsee-Expedition durch den Atlantischen und Indischen Ozean mit der VALDIVIA. Neben umfangreichen Tiefenlotungen wurden vor allem biologische Proben gesammelt. Die Ausbeute war so groß, dass die Herausgabe des wissenschaftlichen Berichtes erst 42 Jahre später abgeschlossen war.

Jago © lIFM - Geomar

JAGO © IFM – Geomar

Yellow Submarine: JAGO – Deutschlands einziges bemanntes Tauchboot in der Meeresforschung ist seit 1989 im Einsatz und bereits in allen Weltmeeren getaucht. Mit JAGO wurden zum Beispiel Unterwasser-Berge im Westlichen Pazifik erkundet, Unterwasser-Canyons in Südafrika, und die sauerstofflosen Regionen des Schwarzen Meeres erforscht. Bis zu 400 Meter tief kann JAGO tauchen.

Allgemeines zu Tiefsee

Meeresoberfläche: Allgemeines zu Tiefsee

Aus dem All betrachtet, schimmert unser Planet in einem satten, dunklen Blau: 71 Prozent seiner Oberfläche sind mit Wasser bedeckt. Das Weltmeer ist im Mittel etwa 4.000 Meter tief. Die tiefste Stelle liegt bei 11.034 Metern im Marianengraben. Wenn wir die höchsten Berge der Erde im Meer versenken würden, wären bis zum Meeresboden immer noch etwa 2.000 Meter Platz. Die Artenvielfalt in der dunklen und kalten Tiefsee ist faszinierend: urzeitliche Korallen, fluoreszierende Fische, majestätische Quallen oder gigantische Riesenkraken – eine bizarre, einzigartige und wunderschöne Welt. Sie ist der größte Lebensraum auf unserem Planeten, aber nur ein winziger Teil, ungefähr ein Prozent, ist bisher erforscht. Etwa 10.000 Tierarten sind beschrieben, bis zu zehn Millionen Arten werden in den Tiefen der Ozeane vermutet. Unser Blick in die Tiefsee ist jedoch ohne Hightech nicht möglich. Weltweit sind Meeresforscher in internationalen Teams auf Forschungsschiffen unterwegs. Mit bemannten Tauchbooten, ferngesteuerten und autonomen Unterwasserfahrzeugen sowie hochspezialisierten Messsystemen untersuchen sie das Wechselspiel von physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen in den Ozeanen, damit wir unser „System Erde“ besser verstehen.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Unsere Ozeane

Die vom Meer bedeckte Erdoberfläche wird in vier große Becken eingeteilt: den Pazifischen, Atlantischen, Indischen und Arktischen Ozean, die weitere Randmeere haben. Ein Blick auf unseren Globus zeigt, dass alle großen Ozeane miteinander verbunden sind. Wasser, Wärme und Meeresbewohner stehen in einem freien Austausch. Ozeanographen sprechen deswegen auch vom Weltmeer.  Das Meer ist ein wichtiger Puffer im weltweiten Klimageschehen. Insgesamt enthält es etwa fünfzigmal so viel CO2 wie die Atmosphäre. Die Speicherfähigkeit hängt dabei von der Temperatur – bei Erwärmung wird sie geringer – und von der Tiefe der Durchmischung in den oberen Ozeanschichten ab. In hohen Breiten, in denen kaltes Tiefen- und Bodenwasser erzeugt wird, vorwiegend im Nordatlantik und im Weddellmeer, gelangen die gelösten Gase in den Bereich der Tiefenwasserzirkulation und sind für längere Zeit dem Kontakt mit der Atmosphäre entzogen.