Inka – kinderleicht erklärt

allin p’unchay – Guten Tag!
Mein Name ist K‘inti, das bedeutet in meiner Sprache »Kolibri«. Ich bin ein chasqui (sprich: Tschaski), ein Botenläufer der Inka. Komm mit, wir folgen ihren Spuren. In ihrem Reich gibt es viel zu entdecken.

Lamakopf

Lama

Lange Wege, warme Wolle: Mit Lama-Karawanen transportierte man Güter weite Strecken über die Anden. Die Wolle der Alpakas ist sehr leicht, warm und flauschig.

Quipi Code Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Rechensystem: Quipu (sprich: Kipu) bedeutet Knoten. Mit Hilfe der Knotenschnüre wurden Zahlen und andere Informationen gespeichert. Je nachdem auf welchem Abschnitt sich der Knoten befindet, zählt er 1, 10 oder 100 und je nach Anzahl der Umschlingungen steht er für die Zahlen 1–9.

Nachrichtendienst: Wir chasquis waren entlang der Straßen aufgestellt. So schnell wie möglich rannten wir zur nächsten Station, kündigten uns mit dem pututu-Schneckenhorn an und übergaben die Knotenschnüre wie bei einem Staffellauf.

Hoch Hinaus: Die höchsten Gipfel des Andengebirges sind über 6.000 Meter hoch. Die Lebensbedingungen sind je nach Höhenzone sehr unterschiedlich. Es gibt weite Steppen, Wüsten und tropische Regenwälder.

SMVK Puma Weidner © Musem für Völkerkunde München Foto: Weidner

SMVK Puma Weidner © Musem für Völkerkunde München Foto: Weidner

Die Kraft des Puma: Der mächtige Puma wurde als Gott verehrt.

Wertvoller als gold: Uncus waren kostbare Hemden, die von Männern getragen wurden. Diese Stoffe galten als lebendig. Um sie nicht zu verletzen, durften sie nie zerschnitten werden. Sie sind schon über 500 Jahre alt!

Stadt in den Wolken: In Machu Picchu, einem Landsitz des Inka, gibt es neben Hütten, Palästen und Tempeln einen heiligen Stein. Sein Name intihuatana bedeutet »der Ort, an dem man die Sonne fesselt«. Er diente als Sonnenuhr.

Zuckerbrot und Peitsche: Wollte ein Volk sich nicht unterwerfen, schickte der Inka seine Armee. Seine Soldaten waren im ganzen Reich gefürchtet. Wer sich allerdings freiwillig unterwarf, erhielt Geschenke.

Mord und Totschlag: Als die Spanier Südamerika entdeckten, begann eine harte Zeit für die Andenbewohner.

Wenn zwei sich streiten freut sich der dritte… Der Eroberungsfeldzug von Pizarro und seinen Soldaten war so erfolgreich, weil zwei Inka-Brüder um die Herrschaft kämpften. Das Reich war zerstritten. Viele verbündeten sich auch mit den Spaniern.

Götterbilder & Göttergaben: Die Naturgottheiten der Inka waren anspruchsvoll. Sie erwarteten für alles Gegenleistungen. Ähnlichkeiten zwischen christlichen Figuren und Anden-Gottheiten führten schließlich zu neuen religiösen Vorstellungen.

von Gold zu Geld: Die Spanier brachten große Mengen Gold und Silber nach Europa. Die spanischen Könige bezahlten damit ihre Kriege, Schiffe oder bauten sich Schlösser. Von den Schätzen der Inka blieb wenig übrig.

Bildermeer: Mit den Spaniern veränderten sich Materialien und Muster. Stoffe wurden nun neben den geometrischen Symbolen auch mit europäischen Figuren, Tieren und Pflanzen verziert.

Arichtektur & Städte der Inka

Arichtektur & Städte der Inka: Steinmauern Machu Picchu

Die Bauwerke der Inka bestechen durch ihre monumentale Größe und die Präzision des mörtellosen Mauerwerks. Der Architekt war der Staat, der auf diese Weise Macht und Präsenz kommunizierte. Die inkaische Ideologie, Ordnung in die Welt zu bringen, wurde hier deutlich sichtbar. Jedes Bauwerk, sei es Palastmauer, Tempel oder Wohnstätte folgte einer Grundstruktur, die lediglich variiert wurde. Die Steine für die Gebäude wurden in nahe gelegenen Steinbrüchen gebrochen und mit Hilfe von Tauen über weite Strecken gezogen. Tausende mitimaes, Steuerzahler aus dem ganzen Inka-Reich, mussten mehrere Monate im Jahr auf den Baustellen arbeiten. Nur durch diesen staatlich geregelten Arbeitsdienst sowie durch perfekte Organisation und logistische Meisterleistung konnten Orte wie Machu Picchu errichtet werden. Inka-Mauern sind erdbebensicher und haben sich daher bis heute erhalten.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Cusco – Der Nabel der Welt

Der Hauptsitz der Inka war eine weitläufige Stadt mit nobler Architektur und einer Oberschicht, die ein luxuriöses Leben führte. Diese Adligen leiteten ihre Existenz direkt von der Gottheit Inti, der Sonne, ab. Cusco galt als heilige Stadt, eingebettet in einer sakralen Landschaft. Ihr Erscheinungsbild war sehr homogen und die Gebäude waren in nahezu identischer Form erbaut. Im Stadtzentrum, das dem Inka-Adel vorbehalten war, befanden sich die Paläste der Inka-Herrscher, Tempelanlagen und große Plätze für religiöse Feste und Zeremonien. Außerhalb der Kernzone, in der ausschließlich Inka lebten, wohnten die Versorger der Stadt: Handwerker, Diener und Bauern. Jeder Inka und seine Frau, die coya, wurden von einer eigenen Verwandtschaftsgruppe, dem königlichen ayllu unterstützt und betreut. Diese sogenannten panacas hatten viele Privilegien aber auch viele Aufgaben. Dazu gehörte die Pflege der Mumien verstorbener Inka-Herrscher. Nach dem Tod eines Inka blieb sein Land in Besitz seiner panaca, während der neue Herrscher sich durch Eroberungen seinen eigenen Reichtum erwirtschaften musste.

Hierachie

Hierachie - Chronologie Herrscher Inka Ausstellung © Juliane Böttcher

Chronologie Herrscher Inka Ausstellung © Juliane Böttcher

Die »oberen Zehntausend«: An der Spitze des Inka-Reiches stand der Sapa Inka, der höchste Inka. Im übertragenen Sinne war er wie Papst und Kaiser in einer Person. An zweiter Stelle folgten seine Frauen und seine nächsten Angehörigen, die das königliche ayllu – den innersten Kreis der Macht – bildeten. Darunter stand der inkaische Adel. Religiöse Würdenträger unterschiedlichen Ranges, Statthalter, Beamte, Architekten sowie spezialisierte Handwerker wie Goldschmiede gehörten ebenfalls zur Oberschicht. Ehemals autonome Herrscher freiwillig unterworfener Gebiete konnten sehr hohe Positionen einnehmen und lebten am Hofe des Inka-Herrschers. Die Statthalter der vier Reichsteile waren Inka-Adlige. Sie hatten enorme Macht und kontrollierten mit Hilfe zahlreicher Provinzgouverneure und diesen untergeordneten lokalen Herrschern, den curacas, die vier Reichsteile.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Mumien Repliek Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

Ausstellungsräume INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Reisen in der Sänfte: Jeder Sapa Inka verbrachte einen erheblichen Teil seiner Regentschaft außerhalb Cuscos. Seine physische Präsenz war wichtig für die staatliche Ideologie, unter der der Großstaat zusammenhielt. Teils war er auf Feldzügen, teils hielt er in großen und kleinen Orten Feste ab, die die Loyalität der lokalen Herrscher, curacas, sicherten. Der Sapa Inka wurde immer in einer Sänfte getragen, seine Füße berührten niemals den Boden. Träger waren Mitglieder des Hochadels. Neben seinen Reisen zu wichtigen Heiligtümern und Verwaltungsorten unternahm er auch Erkundungen. So sind Floßfahrten zu den der Pazifikküste vorgelagerten Inseln Ninachumbi und Auachumbi belegt.

Königliche Landsitze: Jeder Sapa Inka, oberster Herrscher, hatte als Erholungsort mehrere Landsitze, die meist im klimatisch milden Urubambatal lagen. Mit der Ausgestaltung der Landsitze zeigte jeder Inka seine Vorstellung von Macht, von der Domestizierung der Natur und von der menschlichen Gesellschaft. Hier wurden keine Mühen gescheut: Im Urubambatal wurde sogar der Flusslauf verlegt, um mehr fruchtbares Land zu gewinnen. Machu Picchu beispielsweise ist ein verkleinertes Ebenbild von Cusco, mit einem sakralen Bezirk sowie einem Kalenderstein. Dieser Ort wird, ebenso wie Ollantaytambo und Pisaq, dem Inka Pachacutec zugeschrieben. Darüber hinaus waren die Landsitze auch Wohnsitze der panacas und vor allem deren wirtschaftliche Basis. Auf manchen Landsitzen wurden auch die Mumien verstorbener Inka aufbewahrt und gepflegt.

SMVK Puma Weidner © Musem für Völkerkunde München Foto: Weidner

SMVK Puma Weidner © Musem für Völkerkunde München Foto: Weidner

Der Puma – Symbol übernatürlicher Macht: Silbernen Becher, sog. kerus, mit tragen mit dem Puma das Symbol für die Macht des Sapa Inka als Verzierung.

»Großohren« – Die Inka trugen als Zeichen ihres Status große Ohrpflöcke. Ein im Sonnentempel durchgeführter Ritus war das Durchbohren der Ohrläppchen junger Männer, womit man ihre Aufnahme in den Kreis der erwachsenen Inka dokumentierte. Die Eroberer nannten sie wegen ihrer langen Ohrläppchen »Großohren«, orejones. Silberner Ohrschmuck – Die Ohrpflöcke wurden nur von den orejones, den Inka-Adligen getragen. Es sind nur sehr wenige erhalten, da das meiste Edelmetall eingeschmolzen und nach Europa gebracht wurde. Silber symbolisierte den Mond und hatte, wie Gold, keinen materiellen Wert im Inka-Reich. Einfachen Menschen war das Tragen von Schmuck aus Edelmetall nicht gestattet.

Tupus – Gewandnadeln aus Gold und Silber, tupus genannt, waren dem Adel vorbehalten. Hohe Rangabzeichen – Kopfschmuck bestand im Inka-Reich aus Textil, eher selten kombiniert mit Gold oder Silber. Kopfbänder waren hohe Rangabzeichen, besonders wenn sie mit Federn geschmückt wurden.

Alltagsgegenstände der Inka

Alltagsgegenstände der Inka: Frauen mit Lama

Aussagekräftige Kleidung (Kleidung mit Aussagekraft)

Unku © Juliane Böttcher

Unku © Juliane Böttcher

Soweit wir heute wissen, gab es im Inka-Reich keine alphabetische Schrift. Die geographischen Muster auf den Textilien, tocapus genannt, könnten Piktogramme gewesen sein, die sehr wohl umfangreiche Botschaften vermittelten. Zumindest kann man davon ausgehen, dass sowohl die Farben als auch die Bemusterung eines Textils den Status, die ethnische Herkunft und die Funktion seines Trägers kommunizierten. Auch die Qualität der Kleidung war aussagekräftig. Je feiner das Gewebe und je wertvoller das Material, desto höher der gesellschaftliche Rang. Der Inka selbst trug uncus aus Vicuñafaser, der feinsten Kamelidenwolle. Angeblich besaß der Inka Atahualpa sogar einen Umhang, der aus den feinen Haaren von Fledermäusen gearbeitet war. Schmuck aus Edelmetall war ebenfalls den Adligen vorbehalten. Uncus sind »Männerhemden« aus Alpakawolle oder Federn.

Federunku Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

INKA Ausstellung – Vitrine mit Federunku
© Andreas Jacob

Im Inka-Reich zeigten sie die Funktion, den Status und die ethnische Herkunft des Trägers an. Allerdings verstehen wir die genaue Zuordnung der jeweiligen Zeichen noch nicht.  Inka-zeitliche Objekte aus Federn sind sehr selten. Ein weit verbreitetes Kleidungsstück im Inka-Reich waren uncus mit dem sogenannten Diamantmotiv. Dieses Motivband in der Mitte des uncus kommt so häufig vor, dass es vermutlich einen Beruf anzeigt, den es sehr oft gegeben haben muss. Der Verwalter der Brücken trug einen sehr ähnlichen uncu.

Unku 14-16 Jh SMVK München © Staatliches Museum für Völkerkunde München Foto: Marianne Franke

Unku 14-16 Jh SMVK München © Staatliches Museum für Völkerkunde München Foto: Marianne Franke

Uncu mit Schraubenschlüsselmotiv: Uncus, in mit diesem Motiv waren im Inka-Reich sehr verbreitet. Sie gehörten vermutlich spirituellen »Würdenträger«. Textilien dieser Art wurden auch auf dem Gipfel des Llullaillaco in Argentinien auf fast 7.000 Meter Höhe gefunden. Sie lagen in den Gräbern der Kinder, die während des Capaccocha-Rituals geopfert wurden. Textilien gehörten zu den wichtigsten Gütern, die in den Vorratsspeichern gelagert wurden. Inka-zeitliche Objekte aus Federn sind sehr selten. Die Textilien der Huari-Kultur bestechen durch den hohen Abstraktionsgrad ihrer Motive. Inka-Offiziere trugen Schachbrett-uncus.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Schachbrettunku Ausstellung Inka © Juliane Böttcher

Schachbrettunku Ausstellung Inka © Juliane Böttcher

Die Schachbrett-uncus können als einzige ihren Trägern genau zugeordnet werden. Aus Chronistenberichten geht hervor, dass die capitánes, die Offiziere der Inka, Schachbrett-uncus getragen haben.

Tocapu Muster – Bedeutungen: das getreppte Inka-Kreuz, chakana = Manche Wissenschaftler sehen es als Symbol für die Stufen, die hinab in die Unterwelt führen, andere als stilisiertes Sternbild »Kreuz des Südens«. Treppenmotiv  = Zeichen für Fruchtbarkeit, Wasser und Feldbau.

Eroberungen

Waffenvitrine - Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

Ausstellungsräume INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Hatte der Sapa Inka die Eroberung weiterer Gebiete im Sinn, sandte er zunächst einen Boten aus. Dieser überbrachte dem gegnerischen Herrscher das Angebot einer freundschaftlichen Allianz, besiegelt durch eine Heirat mit einer adligen Frau. Der Preis dafür war die Übergabe der Macht sowie die Anerkennung der imperialen Religion. Eine Ablehnung hatte äußerst brutale Konsequenzen. Der Inka versammelte sein Heer, bestehend aus mindestens 50.000 Soldaten in Cusco, um die militärische Unterwerfung einzuleiten. Der Feldzug bewegte sich zu Fuß auf den Inka-Straßen fort und legte pro Tag ungefähr 20 km zurück. Die Hauptstadt der Chimú, Chan Chan, wurde aufgrund ihres Widerstandes dem Erdboden gleichgemacht. Der Tausch von Macht gegen Privilegien konnte auch zu langen, freundschaftlichen Beziehungen führen, die an den Inka-Herrscher selbst gekoppelt waren. Starb er, musste neu um die Region geworben oder sie wiederholt erobert werden.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Eingliederung eroberter Völker

Inka Statue Cusco

Inka Statue Cusco

Vermutlich lebten im Inka-Reich über 200 ethnische Gruppen mit völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen, Religionen und Sprachen. Sie besiedelten verschiedenste ökologische Regionen von den tropischen Regenwäldern bis zur trockensten Wüste der Welt. War ein Gebiet erobert, so strukturierten die Inka es neu. Das oberste ökonomische Prinzip war die optimale Nutzung der Ressourcen. Die dafür benötigten Arbeitskräfte rekrutierte man aus dem gesamten Inka-Reich. Das führte zu großräumigen Umsiedlungen ganzer Dorfgemeinschaften, was den Inka zahlreiche Feindschaften einbrachte. Einmal angesiedelt, mussten die Menschen Steuern in Form von Arbeitsleistung für die Inka, mit‘a, erbringen. Diese periodische Arbeitsleistung musste in Form von Kriegsdienst, Straßenbau, in der Landwirtschaft und in Bauvorhaben der Inka erbracht werden. Umsiedlung war auch ein häufiges Mittel, um aufständische Gruppen zu befrieden.

Infrastruktur & Botenläufer

Infrastruktur & Botenläufer: Impression Peru

Qhapac Ñan, »königliche Wege«

Die königlichen Wege bildeten ein insgesamt 40.000 Kilometer umfassendes Straßennetz, das das Inka-Reich lückenlos erschloss. Zwei Hauptrouten verliefen in Nord-Süd-Richtung. Davon abzweigend führten Straßen zu allen Orten des Reiches, auch in entlegenere Regionen im Amazonasgebiet. Die Straßen waren ihrer Umgebung perfekt angepasst. Dämme führten durch Sümpfe, Hängebrücken über Schluchten. Die Hauptstraßen waren sorgfältig gepflastert. Im Abstand einer Tagesreise gab es Raststätten, die tambos. Entlang der wichtigen Achsen errichteten die Inka »kleine Cuscos«, Macht- und Verwaltungszentren nach Vorbild der Hauptstadt. Die Straßen gehörten dem Staat. Botenläufer, ebenso wie zur Umsiedlung gezwungene Gruppen, mitimaes, und das Heer waren ständig auf ihnen unterwegs. Lamakarawanen transportierten Luxusgüter und Ernteerträge.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Chasqui – Botenläufer der Inka

Die Botenläufer, chasqui, stammten aus dem ganzen Inka-Reich. Sie waren junge Männer zwischen 16 und 20 Jahren, die man auf Grund ihres Lauftalentes auswählte. Das Netz der Botenläufer war das wichtigste Kommunikationssystem im Inka-Reich. Die chasqui übermittelten Botschaften und Zahlenwerke, die in die Knotenschnüre, quipu, eingearbeitet waren. Das System funktionierte nach dem Prinzip eines Staffellaufs. Jeder hatte ungefähr 30km möglichst schnell zu bewältigen. Die chasqui waren entlang der Inka-Straßen positioniert, sie warteten in eigens für sie errichteten Stationen, den chasquihuasi und den tambo. Am Ende der Strecke kündigten sie ihr Ankommen mit Hilfe eines Schneckenhornes an. Die Botenläufer verwendeten Schneckenhörner, pututus, um ihre Ankunft zu melden. Bei Kriegszügen dienten die pututus als Signalhorn, um die Truppen zu sammeln. Sie waren neben der Spondylus-Muschel das wichtigste Handelsgut aus den tropisch warmen Gewässern des heutigen Ecuador.

Lagerwirtschaft und Ressourcen

Lagerwirtschaft und Ressourcen: bunte Inka Stoffe

bunte Stoffe

Zentrallager und Umschlagplätze

Brunnen

Brunnen

Auf den Inka-Straßen transportierte man mit Lamakarawanen die im ganzen Reich produzierten Güter zu den Verwaltungsorten, die Wiederverteilungszentren waren. Dort lagerte man den produzierten Überschuss und die exotischen Güter in Speichern, den collcas. Einmal im Jahr brachten die Bauern, Handwerker und Händler ihre erarbeiteten Überschüsse. Diese Lagerplätze bestanden aus ungefähr drei Meter hohen Türmen, die auf befestigten Terrassen an Hängen gebaut waren. Auf diese Weise durchlüfteten die Fallwinde, die abends von den Bergen ins Tal strömten, automatisch die eingelagerten Güter. Hierzu gehörten Textilien ebenso wie Mais und chuñu, getrocknete Kartoffeln, Federn tropischer Vögel, Cocablätter, Keramikwaren und Bauholz. Das Abliefern der Überschüsse wurde mit einem großen Fest von Seiten der Inka belohnt. Außerdem erhielten die Bauern aus den Lagern Dinge, zu denen sie in ihrer Region sonst keinen Zugang hatten. In Notzeiten versorgten die Inka die Bevölkerung aus den Lagern mit Nahrungsmitteln. Von der Küste kamen vor allem getrockneter Fisch, Fischmehl, Guano-Dünger, Baumwolle und Mais. Aus dem Süden gelangte Lapislazuli sowie Gold, Kupfer und Silber nach Cusco. Aus dem Amazonasgebiet lieferte man Federn tropischer Vögel, Heilkräuter, Drogenpflanzen, tropische Früchte, Cocablätter und aus manchen Regionen auch Gold. Von der Nordküste kamen in großen Mengen Spondylus-Muscheln und Schneckenhörner. Das Hochland lieferte im Gegenzug Knollenfrüchte, Salz, Quinoa, Wolle und Kameliden.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Lagerwirtschaft

Machu Picchu Terassenbau

Machu Picchu Terassenbau

Der Sinn jeder Eroberung lag in der Zugewinnung von landwirtschaftlich nutzbarem Land. Um die Produktion zu steigern, nahmen die Inka große Eingriffe vor. Ganze Landstriche verwandelte man in Terrassenanlagen, unterirdische Wasseradern wurden angezapft, Aquädukte errichtet, Lagerstätten gebaut und an das Straßennetz angeschlossen. Für die Inka-Adligen war Mais das wichtigste Anbauprodukt. Er diente nicht nur als Nahrungsmittel, sondern vor allem auch als Basis für chicha, Maisbier, das sie für Feste und Zeremonien benötigten. Das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung war jedoch die Kartoffel. Für die Inka stand nicht die Erhaltung der Biodiversität im Vordergrund, sondern die Nutzung des Landes für ihre Interessen. So funktionierten sie im Norden des Imperiums ein Gebiet mit vielfältiger Landwirtschaft zu reinen Weidegründen für Lamaherden um.

Tod- und Jenseitsvorstellung

Die vier Reichsteile, suyus, waren nicht nur über das ökonomische System verbunden, sondern auch durch gemeinsame große Rituale. Einmal im Jahr und zusätzlich beim Tod eines Sapa Inka fand das große Capacocha-Ritual statt, der Höhepunkt des imperialen Opferzyklus. Hierfür brachten curacas, lokale Herrscher, die bedeutendsten Götterfiguren aus dem ganzen Inka-Reich nach Cusco. Diese wurden auf dem Hauptplatz versammelt und vom Inka nach der Zukunft befragt. Andere Menschen pilgerten ebenfalls nach Cusco und brachten Opfergaben wie Platten aus Gold und Silber, die während des Rituals zu kleinen Lama- oder Menschenfiguren verarbeitet wurden sowie feine Textilien, Federn tropischer Vögel und Lamas.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Kinder für die Götter – Kinderopfer

Ausstellungsraum Kinderopfer Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Die wertvollste Opfergabe aber waren viele Kinder, die in Cusco auf ihr Schicksal vorbereitet wurden. Am Ende des großen Orakels brachte man alle Gaben, auch die Kinder, in die vier suyus zurück. Die Kinder wurden geopfert, einige zusammen mit den Figuren der Berggottheiten, den apus. Opferte man nicht, so zürnten die Götter dem Inka und Unglück kam über alle Menschen.

Opfergaben & Grabbeigaben

Federhaube für die Kinderopfer: Auf dem Vulkan Ampato wurde die Mumie eines Mädchens gefunden. Sie trug so eine Federhaube. Der Ampato war zur Inka-Zeit aktiv und bedrohte Felder und Siedlungen. Die Kinderopfer sollten ihn möglicherweise besänftigen. Andere Berge, auf denen man Kinderopfer fand, sind auffallend erzhaltig und wurden intensiv ausgebeutet. Vielleicht galten die Kinderopfer als Gegengabe für die Entnahme der Erze.

Die Inka in der Kolonialzeit

Ausstellungsraum Christianisierung Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

Ausstellungsräume INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Ein Reich zerfällt – Spanische Eroberung und Kolonialzeit: Im Jahre 1532 wurde das Inka-Reich von Francisco Pizarro im Namen der Krone erobert und dem spanischen Kolonialreich untergeordnet. Wie konnte das Inka-Reich ein Ende finden? Die Gründe waren vielfältig, zum Teil im Unmut gegen die inkaische Politik begründet: die vielfach gewaltsame Eingliederung zahlreicher Gruppen sowie die Zwangsumsiedlungen, ein inkaischer Bürgerkrieg und eine zu hohe Steuerlast brachten das Imperium bereits vor der Ankunft der Spanier ins Wanken. Hinzu kamen die um sich greifenden, von den Europäern eingeschleppten Seuchen. Innerhalb weniger Jahre starben 90% der Bevölkerung daran. Die eintreffenden Konquistadoren waren zudem erfahrene Soldaten mit effektiven Waffen und Pferden und wurden von tausenden indigenen Verbündeten unterstützt. Die spanischen Invasoren kamen mit neuen Ideologien, Glaubensvorstellungen und Lebensweisen: Herrscher waren nicht mehr göttlich, die Sonne nur noch ein Stern, die Gabe blieb ohne Gegengabe, Ausbeutung wurde zum obersten Prinzip. Die andine Welt wurde auf den Kopf gestellt, auch wenn einige inkaische Konzepte wie Arbeitstribute oder der Austausch von Macht gegen Privilegien von den Spaniern übernommen wurden.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Bruderstreit und Bürgerkrieg: Huayna Capac bekam als erster Inka-Herrscher die beginnende spanische Invasion Südamerikas zu spüren. Er starb an den von europäischen Kundschaftern Pizarros eingeschleppten Pocken. Nach seinem Tod kämpften zwei seiner Söhne, Huáscar und Atahualpa, um den Thron. Während Huáscar, als Sohn der Hauptfrau des Inka, den inkaischen Adel und die Beamten hinter sich hatte, konnte sich sein Bruder Atahualpa die Unterstützung des Heeres sichern. Der Streit eskalierte in einem Bürgerkrieg, bei dem sich die unterschiedlichen ethnischen Gruppen des Inka-Reiches jeweils einer der Parteien anschlossen. Atahualpa gelang es schließlich, den Kampf für sich zu entscheiden und seinen Bruder Huáscar gefangen zu nehmen und töten zu lassen. Der Bürgerkrieg hatte das Inka-Reich gespalten und ließ die Anhänger des unterlegenen Huáscar nach neuen Verbündeten suchen. Diese schienen sie in den Spaniern zunächst gefunden zu haben.