Mumie der Ta-cheru: Untersuchungsergebnisse

Die Mumie Ta Cheru beim CT am St. Bernward Krankenhaus Hildesheim

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Eine Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungsergebnisse (Mai 2017) verfasst von Oliver Gauert – Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH

Innensarg der Mumie Ta-Cheru, Holz, Spätzeit © King`s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 22118, Foto: Andreas Jacob

Innensarg der Mumie Ta-Cheru, Holz, Spätzeit © King`s Museum, University of Aberdeen, ABDUA: 22118, Foto: Andreas Jacob

Den Informationen auf dem Sarg zufolge handelt es sich um eine Frau, die den nicht besonders spezifischen Titel nebet per (Herrin des Hauses) führte und die etwa im 4. Jhdt. v. Chr. in der Region des heutigen Luxor verstarb.

 

 

Die Mumie ist in einem hervorragenden Erhaltungszustand und auf höchstem Niveau balsamiert worden. Um das Geschlecht anthropologisch bestätigen zu können, wäre eine Vermessung des Symphysen-Winkels erforderlich, die wir bislang nicht vorgenommen haben. Wir konnten allerdings sehen, dass Balsamierungsharze bei der Konservierung des Leichnams dermaßen verschwenderisch zum Einsatz kamen, dass diese Harze in die Sargwanne geflossen sind und dort mit der Mumie verklebt sind. Die Fließspuren sind deutlich zu sehen und die Harze sind zudem in das Holz des Sarges eingedrungen. Die Mumie war somit untrennbar mit dem Sarg verklebt und es ist –  in Ägypten keineswegs selbstverständlich – hier sicher davon auszugehen, dass in dem Sarg tatsächlich die Person liegt, deren Name und Titulatur inschriftlich genannt sind. Eine Umbettung kann mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Die Zahl der Lagen der Leinenbinden variiert in Abhängigkeit von der Körperregion. Im Kopfbereich haben wir 25 Lagen gezählt, im Bereich der unteren Extremitäten 13 Lagen. Im Nackenbereich sind es noch deutlich mehr, schätzungsweise um die 50-70 Lagen Binden, die teilweise als Polsterung eingebracht worden sind. Das der Mumie aufliegende Perlennetz ist im Laufe der Zeit instabil geworden, wie ja bereits der Restaurator, Herr Klocke, festgestellt hatte. Wir konnten auch unterhalb der Mumien einzelne Röhrenperlen sehen. Die inneren Organe und das Gehirn sind mit größter Sorgfalt entfernt worden. Im Schädelinneren ist ein Flüssigkeitsspiegel zu erkennen, der von erstarrter Balsamierungsflüssigkeit herrührt, die nach der Gehirnentfernung in erhitztem Zustand in die Schädelhöhle eingebracht wurde und darin erkaltet ist. Darüber liegt noch ein weiterer Spiegel einer granulatartigen Substanz, die zusätzlich eingebracht wurde. Vom Gehirn selbst und den Hirnhäuten sind keinerlei Reste erkennbar. Interessanterweise konnten wir keinen Zugang zur Schädelhöhle finden. Normalerweise wurde das Gehirn durch die Nase entfernt, die vom Neurocranium nur durch eine dünne, leicht zu durchstoßende Knochenplatte getrennt ist. Diese sogenannte Lamina cribrosa ist aber unversehrt und auch die benachbarten Strukturen weisen keinerlei Defekte auf, so dass wir eine transnasale Exzerebration ausschließen können.

 

Flora und Fauna am ägyptischen Nilufer

Palmen am Nilufer - Flora und Fauna am ägyptischen Nilufer

Palmen am Nilufer

Frühe Felszeichnungen zeigen Nilpferde und Krokodile, Schlangen und Frösche. Im Wasser tummelt sich eine Vielfalt von Fischen. Zahlreiche Vogelarten, darunter Ibisse und Reiher, suchen seine Nähe, während nebenan in der Steppe Elefanten, Antilopen, Gazellen und Nashörner leben. Gänse und Enten, Haustiere wie Rinder, Esel, Hunde und Katzen findet man schon in Grabmalereien des Alten Reichs. Viehzucht und Fischfang bereichern den Speiseplan, Getreide bleibt aber das Hauptnahrungsmittel der Menschen. Aus Flachs stellen sie Leinen für ihre Kleidung her. In ihren Gärten gedeihen Gemüse wie Lattich und Zwiebeln – neben zahlreichen Blumensorten, Palmen, Feigenbäumen, Akazien und Sykomoren. [the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Tiere

Wassertiere spielen im Alten Ägypten eine bedeutende Rolle. Insbesondere Krokodile und Nilpferde werden gefürchtet und verehrt. So der Krokodilgott Sobek als Schutzherr der Gewässer oder die Göttin Thoeris, dargestellt als schwangeres Nilpferd mit Löwenpranken und Krokodilschwanz, die schwangere Frauen beschützt. Fische und Frösche stehen oft in Zusammenhang mit Vorstellungen von Geburt und Erneuerung.

Nilpferde sind im Alten Ägypten vorwiegend in der Nähe von Gewässern und Feldern zu finden. Ein Ärgernis für die Bauern, denn Nilpferde sind Pflanzenfresser mit großem Appetit, weshalb sie im Alten Ägypten verfolgt und gejagt werden. Sie leben zwar meist ruhig und friedvoll, können aber auch gewalttätig sein. Ihre ruhige und gefährliche Kraft macht den Menschen Angst.

Löwen gelten seit Beginn der altägyptischen Geschichte als Zeichen der Macht. Ihre kriegerische und majestätische Kraft kann Übel abwehren, ihre Wildheit aber auch große Zerstörung hervorrufen. Deshalb können Könige als Löwen, aber auch als Jäger von Löwen dargestellt werden.

Regenwald – kinderleicht erklärt

Hallo!

Blattschneiderameise © Konrad Wothe

Blattschneiderameise © Konrad Wothe

Ich bin eine kleine Blattschneiderameise und heiße Amy. Auf meinem Pfad für Kinder gibt es viele spannende Sachen zu entdecken.

Puhhh… Achtung! Im Regenwald ist es immer schwül und warm!

Kennst du den Wetterbericht für den Regenwald? Der Regenwald ist jeden Tag gleich: heiß, feucht und mit schweren Regenfällen. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 2.000 und 4.000 Millimetern – das sind bis zu 4 Meter Regenwasser! Zum Vergleich: Bei uns beträgt die jährliche Niederschlagsmenge etwa 900 Millimeter. Die Temperatur liegt im Regenwald immer zwischen 24°C und 27°C.

Ameise in Nahaufnahme

Ameise

Jetzt wird des spannend! Komm mit, ich stelle dir meine Brüder und Schwestern vor! Blattschneiderameisen entlauben einen Strauch in nur einer Nacht. Die kleinen Blattstücke bringen sie in ihren unterirdischen Bau. Auf den gekauten Blättern züchten sie die Pilze, von denen sie leben.

Ein Fest mit Ameisen? Was ist denn das?! Wer dem brasilianischen Sateré-Mawé-Stamm angehört und ein Junge ist, der muss eines Tages ein schmerzhaftes Ritual über sich ergehen lassen. Denn wer ein „richtiger“ Mann sein will, muss sich einen gewebten Handschuh überstreifen, in dem es nur so von stechenden Riesenameisen wimmelt. Jungen, die den Schmerz der Ameisenstiche ertragen, werden mit einem großen Fest gefeiert.

Folge mir nach Amazonien! Hier leben die meisten unterschiedlichen Arten weltweit. Wusstest du, dass sich in Amazonien das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet befindet?

Hahaha… der Kolibri tanzt… und der Kaiman lacht… Der Legende nach versteckte der Kaiman das Feuer in seinem Maul, weil er mit niemandem den Genuss von gekochter Nahrung teilen wollte. Wie bringt man jedoch einen sturen Kaiman dazu, sein Maul zu öffnen? Kein Wesen schaffte es, den Kaiman zum Lachen zu bringen. Bis endlich der Kolibri auftauchte. Der furzte so laut und tanzte dabei herum, dass der Kaiman beim Lachen das Feuer ausspuckte. In Wirklichkeit packen Kaimane ihre Beute mit den Zähnen und zerren sie so lange durchs Wasser, bis sie ertrinkt.

Bonobos - Pärchen

Bonobos

Ist das affig?! Findest du den Bonobo-Kothaufen? Wusstest du, dass die Bäume des Regenwaldes auf Tiere angewiesen sind, um ihre Samen zu verbreiten? Nicht nur Bonobos sondern auch Elefanten und andere Tiere fressen die Früchte und verbreiten mit ihrem Kot die Samen.

Puhhh… Vorsicht! Die Rafflesia-Blüte ist 1 Meter breit und ist die größte Blüte der Welt. Sie öffnet sich mitten in der Nacht und blüht dann für kurze Zeit. Sie stinkt nach verfaultem Fleisch und lockt mit Ihrem „Duft“ Insekten an.

Mhmmm… besondere Lieblingsspeisen! Vielleicht hast du schon gehört, dass auf dem Speiseplan von Regenwaldvölkern auch Heuschrecken, Käfer und andere Insekten stehen. Aber auch Eidechsen, Schlangen und Frösche werden von den Menschen im Regenwald gegessen. Damit der Frosch nicht entkommen kann, bis er gekocht wird, werden ihm die Beine verknotet.

Arichtektur & Städte der Inka

Arichtektur & Städte der Inka: Steinmauern Machu Picchu

Die Bauwerke der Inka bestechen durch ihre monumentale Größe und die Präzision des mörtellosen Mauerwerks. Der Architekt war der Staat, der auf diese Weise Macht und Präsenz kommunizierte. Die inkaische Ideologie, Ordnung in die Welt zu bringen, wurde hier deutlich sichtbar. Jedes Bauwerk, sei es Palastmauer, Tempel oder Wohnstätte folgte einer Grundstruktur, die lediglich variiert wurde. Die Steine für die Gebäude wurden in nahe gelegenen Steinbrüchen gebrochen und mit Hilfe von Tauen über weite Strecken gezogen. Tausende mitimaes, Steuerzahler aus dem ganzen Inka-Reich, mussten mehrere Monate im Jahr auf den Baustellen arbeiten. Nur durch diesen staatlich geregelten Arbeitsdienst sowie durch perfekte Organisation und logistische Meisterleistung konnten Orte wie Machu Picchu errichtet werden. Inka-Mauern sind erdbebensicher und haben sich daher bis heute erhalten.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Cusco – Der Nabel der Welt

Der Hauptsitz der Inka war eine weitläufige Stadt mit nobler Architektur und einer Oberschicht, die ein luxuriöses Leben führte. Diese Adligen leiteten ihre Existenz direkt von der Gottheit Inti, der Sonne, ab. Cusco galt als heilige Stadt, eingebettet in einer sakralen Landschaft. Ihr Erscheinungsbild war sehr homogen und die Gebäude waren in nahezu identischer Form erbaut. Im Stadtzentrum, das dem Inka-Adel vorbehalten war, befanden sich die Paläste der Inka-Herrscher, Tempelanlagen und große Plätze für religiöse Feste und Zeremonien. Außerhalb der Kernzone, in der ausschließlich Inka lebten, wohnten die Versorger der Stadt: Handwerker, Diener und Bauern. Jeder Inka und seine Frau, die coya, wurden von einer eigenen Verwandtschaftsgruppe, dem königlichen ayllu unterstützt und betreut. Diese sogenannten panacas hatten viele Privilegien aber auch viele Aufgaben. Dazu gehörte die Pflege der Mumien verstorbener Inka-Herrscher. Nach dem Tod eines Inka blieb sein Land in Besitz seiner panaca, während der neue Herrscher sich durch Eroberungen seinen eigenen Reichtum erwirtschaften musste.

Hierachie

Hierachie - Chronologie Herrscher Inka Ausstellung © Juliane Böttcher

Chronologie Herrscher Inka Ausstellung © Juliane Böttcher

Die »oberen Zehntausend«: An der Spitze des Inka-Reiches stand der Sapa Inka, der höchste Inka. Im übertragenen Sinne war er wie Papst und Kaiser in einer Person. An zweiter Stelle folgten seine Frauen und seine nächsten Angehörigen, die das königliche ayllu – den innersten Kreis der Macht – bildeten. Darunter stand der inkaische Adel. Religiöse Würdenträger unterschiedlichen Ranges, Statthalter, Beamte, Architekten sowie spezialisierte Handwerker wie Goldschmiede gehörten ebenfalls zur Oberschicht. Ehemals autonome Herrscher freiwillig unterworfener Gebiete konnten sehr hohe Positionen einnehmen und lebten am Hofe des Inka-Herrschers. Die Statthalter der vier Reichsteile waren Inka-Adlige. Sie hatten enorme Macht und kontrollierten mit Hilfe zahlreicher Provinzgouverneure und diesen untergeordneten lokalen Herrschern, den curacas, die vier Reichsteile.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Mumien Repliek Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

Ausstellungsräume INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Reisen in der Sänfte: Jeder Sapa Inka verbrachte einen erheblichen Teil seiner Regentschaft außerhalb Cuscos. Seine physische Präsenz war wichtig für die staatliche Ideologie, unter der der Großstaat zusammenhielt. Teils war er auf Feldzügen, teils hielt er in großen und kleinen Orten Feste ab, die die Loyalität der lokalen Herrscher, curacas, sicherten. Der Sapa Inka wurde immer in einer Sänfte getragen, seine Füße berührten niemals den Boden. Träger waren Mitglieder des Hochadels. Neben seinen Reisen zu wichtigen Heiligtümern und Verwaltungsorten unternahm er auch Erkundungen. So sind Floßfahrten zu den der Pazifikküste vorgelagerten Inseln Ninachumbi und Auachumbi belegt.

Königliche Landsitze: Jeder Sapa Inka, oberster Herrscher, hatte als Erholungsort mehrere Landsitze, die meist im klimatisch milden Urubambatal lagen. Mit der Ausgestaltung der Landsitze zeigte jeder Inka seine Vorstellung von Macht, von der Domestizierung der Natur und von der menschlichen Gesellschaft. Hier wurden keine Mühen gescheut: Im Urubambatal wurde sogar der Flusslauf verlegt, um mehr fruchtbares Land zu gewinnen. Machu Picchu beispielsweise ist ein verkleinertes Ebenbild von Cusco, mit einem sakralen Bezirk sowie einem Kalenderstein. Dieser Ort wird, ebenso wie Ollantaytambo und Pisaq, dem Inka Pachacutec zugeschrieben. Darüber hinaus waren die Landsitze auch Wohnsitze der panacas und vor allem deren wirtschaftliche Basis. Auf manchen Landsitzen wurden auch die Mumien verstorbener Inka aufbewahrt und gepflegt.

SMVK Puma Weidner © Musem für Völkerkunde München Foto: Weidner

SMVK Puma Weidner © Musem für Völkerkunde München Foto: Weidner

Der Puma – Symbol übernatürlicher Macht: Silbernen Becher, sog. kerus, mit tragen mit dem Puma das Symbol für die Macht des Sapa Inka als Verzierung.

»Großohren« – Die Inka trugen als Zeichen ihres Status große Ohrpflöcke. Ein im Sonnentempel durchgeführter Ritus war das Durchbohren der Ohrläppchen junger Männer, womit man ihre Aufnahme in den Kreis der erwachsenen Inka dokumentierte. Die Eroberer nannten sie wegen ihrer langen Ohrläppchen »Großohren«, orejones. Silberner Ohrschmuck – Die Ohrpflöcke wurden nur von den orejones, den Inka-Adligen getragen. Es sind nur sehr wenige erhalten, da das meiste Edelmetall eingeschmolzen und nach Europa gebracht wurde. Silber symbolisierte den Mond und hatte, wie Gold, keinen materiellen Wert im Inka-Reich. Einfachen Menschen war das Tragen von Schmuck aus Edelmetall nicht gestattet.

Tupus – Gewandnadeln aus Gold und Silber, tupus genannt, waren dem Adel vorbehalten. Hohe Rangabzeichen – Kopfschmuck bestand im Inka-Reich aus Textil, eher selten kombiniert mit Gold oder Silber. Kopfbänder waren hohe Rangabzeichen, besonders wenn sie mit Federn geschmückt wurden.

Alltagsgegenstände der Inka

Alltagsgegenstände der Inka: Frauen mit Lama

Aussagekräftige Kleidung (Kleidung mit Aussagekraft)

Unku © Juliane Böttcher

Unku © Juliane Böttcher

Soweit wir heute wissen, gab es im Inka-Reich keine alphabetische Schrift. Die geographischen Muster auf den Textilien, tocapus genannt, könnten Piktogramme gewesen sein, die sehr wohl umfangreiche Botschaften vermittelten. Zumindest kann man davon ausgehen, dass sowohl die Farben als auch die Bemusterung eines Textils den Status, die ethnische Herkunft und die Funktion seines Trägers kommunizierten. Auch die Qualität der Kleidung war aussagekräftig. Je feiner das Gewebe und je wertvoller das Material, desto höher der gesellschaftliche Rang. Der Inka selbst trug uncus aus Vicuñafaser, der feinsten Kamelidenwolle. Angeblich besaß der Inka Atahualpa sogar einen Umhang, der aus den feinen Haaren von Fledermäusen gearbeitet war. Schmuck aus Edelmetall war ebenfalls den Adligen vorbehalten. Uncus sind »Männerhemden« aus Alpakawolle oder Federn.

Federunku Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

INKA Ausstellung – Vitrine mit Federunku
© Andreas Jacob

Im Inka-Reich zeigten sie die Funktion, den Status und die ethnische Herkunft des Trägers an. Allerdings verstehen wir die genaue Zuordnung der jeweiligen Zeichen noch nicht.  Inka-zeitliche Objekte aus Federn sind sehr selten. Ein weit verbreitetes Kleidungsstück im Inka-Reich waren uncus mit dem sogenannten Diamantmotiv. Dieses Motivband in der Mitte des uncus kommt so häufig vor, dass es vermutlich einen Beruf anzeigt, den es sehr oft gegeben haben muss. Der Verwalter der Brücken trug einen sehr ähnlichen uncu.

Unku 14-16 Jh SMVK München © Staatliches Museum für Völkerkunde München Foto: Marianne Franke

Unku 14-16 Jh SMVK München © Staatliches Museum für Völkerkunde München Foto: Marianne Franke

Uncu mit Schraubenschlüsselmotiv: Uncus, in mit diesem Motiv waren im Inka-Reich sehr verbreitet. Sie gehörten vermutlich spirituellen »Würdenträger«. Textilien dieser Art wurden auch auf dem Gipfel des Llullaillaco in Argentinien auf fast 7.000 Meter Höhe gefunden. Sie lagen in den Gräbern der Kinder, die während des Capaccocha-Rituals geopfert wurden. Textilien gehörten zu den wichtigsten Gütern, die in den Vorratsspeichern gelagert wurden. Inka-zeitliche Objekte aus Federn sind sehr selten. Die Textilien der Huari-Kultur bestechen durch den hohen Abstraktionsgrad ihrer Motive. Inka-Offiziere trugen Schachbrett-uncus.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]

Schachbrettunku Ausstellung Inka © Juliane Böttcher

Schachbrettunku Ausstellung Inka © Juliane Böttcher

Die Schachbrett-uncus können als einzige ihren Trägern genau zugeordnet werden. Aus Chronistenberichten geht hervor, dass die capitánes, die Offiziere der Inka, Schachbrett-uncus getragen haben.

Tocapu Muster – Bedeutungen: das getreppte Inka-Kreuz, chakana = Manche Wissenschaftler sehen es als Symbol für die Stufen, die hinab in die Unterwelt führen, andere als stilisiertes Sternbild »Kreuz des Südens«. Treppenmotiv  = Zeichen für Fruchtbarkeit, Wasser und Feldbau.

Eroberungen

Waffenvitrine - Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

Ausstellungsräume INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Hatte der Sapa Inka die Eroberung weiterer Gebiete im Sinn, sandte er zunächst einen Boten aus. Dieser überbrachte dem gegnerischen Herrscher das Angebot einer freundschaftlichen Allianz, besiegelt durch eine Heirat mit einer adligen Frau. Der Preis dafür war die Übergabe der Macht sowie die Anerkennung der imperialen Religion. Eine Ablehnung hatte äußerst brutale Konsequenzen. Der Inka versammelte sein Heer, bestehend aus mindestens 50.000 Soldaten in Cusco, um die militärische Unterwerfung einzuleiten. Der Feldzug bewegte sich zu Fuß auf den Inka-Straßen fort und legte pro Tag ungefähr 20 km zurück. Die Hauptstadt der Chimú, Chan Chan, wurde aufgrund ihres Widerstandes dem Erdboden gleichgemacht. Der Tausch von Macht gegen Privilegien konnte auch zu langen, freundschaftlichen Beziehungen führen, die an den Inka-Herrscher selbst gekoppelt waren. Starb er, musste neu um die Region geworben oder sie wiederholt erobert werden.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Eingliederung eroberter Völker

Inka Statue Cusco

Inka Statue Cusco

Vermutlich lebten im Inka-Reich über 200 ethnische Gruppen mit völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen, Religionen und Sprachen. Sie besiedelten verschiedenste ökologische Regionen von den tropischen Regenwäldern bis zur trockensten Wüste der Welt. War ein Gebiet erobert, so strukturierten die Inka es neu. Das oberste ökonomische Prinzip war die optimale Nutzung der Ressourcen. Die dafür benötigten Arbeitskräfte rekrutierte man aus dem gesamten Inka-Reich. Das führte zu großräumigen Umsiedlungen ganzer Dorfgemeinschaften, was den Inka zahlreiche Feindschaften einbrachte. Einmal angesiedelt, mussten die Menschen Steuern in Form von Arbeitsleistung für die Inka, mit‘a, erbringen. Diese periodische Arbeitsleistung musste in Form von Kriegsdienst, Straßenbau, in der Landwirtschaft und in Bauvorhaben der Inka erbracht werden. Umsiedlung war auch ein häufiges Mittel, um aufständische Gruppen zu befrieden.

Infrastruktur & Botenläufer

Infrastruktur & Botenläufer: Impression Peru

Qhapac Ñan, »königliche Wege«

Die königlichen Wege bildeten ein insgesamt 40.000 Kilometer umfassendes Straßennetz, das das Inka-Reich lückenlos erschloss. Zwei Hauptrouten verliefen in Nord-Süd-Richtung. Davon abzweigend führten Straßen zu allen Orten des Reiches, auch in entlegenere Regionen im Amazonasgebiet. Die Straßen waren ihrer Umgebung perfekt angepasst. Dämme führten durch Sümpfe, Hängebrücken über Schluchten. Die Hauptstraßen waren sorgfältig gepflastert. Im Abstand einer Tagesreise gab es Raststätten, die tambos. Entlang der wichtigen Achsen errichteten die Inka »kleine Cuscos«, Macht- und Verwaltungszentren nach Vorbild der Hauptstadt. Die Straßen gehörten dem Staat. Botenläufer, ebenso wie zur Umsiedlung gezwungene Gruppen, mitimaes, und das Heer waren ständig auf ihnen unterwegs. Lamakarawanen transportierten Luxusgüter und Ernteerträge.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Chasqui – Botenläufer der Inka

Die Botenläufer, chasqui, stammten aus dem ganzen Inka-Reich. Sie waren junge Männer zwischen 16 und 20 Jahren, die man auf Grund ihres Lauftalentes auswählte. Das Netz der Botenläufer war das wichtigste Kommunikationssystem im Inka-Reich. Die chasqui übermittelten Botschaften und Zahlenwerke, die in die Knotenschnüre, quipu, eingearbeitet waren. Das System funktionierte nach dem Prinzip eines Staffellaufs. Jeder hatte ungefähr 30km möglichst schnell zu bewältigen. Die chasqui waren entlang der Inka-Straßen positioniert, sie warteten in eigens für sie errichteten Stationen, den chasquihuasi und den tambo. Am Ende der Strecke kündigten sie ihr Ankommen mit Hilfe eines Schneckenhornes an. Die Botenläufer verwendeten Schneckenhörner, pututus, um ihre Ankunft zu melden. Bei Kriegszügen dienten die pututus als Signalhorn, um die Truppen zu sammeln. Sie waren neben der Spondylus-Muschel das wichtigste Handelsgut aus den tropisch warmen Gewässern des heutigen Ecuador.

Lagerwirtschaft und Ressourcen

Lagerwirtschaft und Ressourcen: bunte Inka Stoffe

bunte Stoffe

Zentrallager und Umschlagplätze

Brunnen

Brunnen

Auf den Inka-Straßen transportierte man mit Lamakarawanen die im ganzen Reich produzierten Güter zu den Verwaltungsorten, die Wiederverteilungszentren waren. Dort lagerte man den produzierten Überschuss und die exotischen Güter in Speichern, den collcas. Einmal im Jahr brachten die Bauern, Handwerker und Händler ihre erarbeiteten Überschüsse. Diese Lagerplätze bestanden aus ungefähr drei Meter hohen Türmen, die auf befestigten Terrassen an Hängen gebaut waren. Auf diese Weise durchlüfteten die Fallwinde, die abends von den Bergen ins Tal strömten, automatisch die eingelagerten Güter. Hierzu gehörten Textilien ebenso wie Mais und chuñu, getrocknete Kartoffeln, Federn tropischer Vögel, Cocablätter, Keramikwaren und Bauholz. Das Abliefern der Überschüsse wurde mit einem großen Fest von Seiten der Inka belohnt. Außerdem erhielten die Bauern aus den Lagern Dinge, zu denen sie in ihrer Region sonst keinen Zugang hatten. In Notzeiten versorgten die Inka die Bevölkerung aus den Lagern mit Nahrungsmitteln. Von der Küste kamen vor allem getrockneter Fisch, Fischmehl, Guano-Dünger, Baumwolle und Mais. Aus dem Süden gelangte Lapislazuli sowie Gold, Kupfer und Silber nach Cusco. Aus dem Amazonasgebiet lieferte man Federn tropischer Vögel, Heilkräuter, Drogenpflanzen, tropische Früchte, Cocablätter und aus manchen Regionen auch Gold. Von der Nordküste kamen in großen Mengen Spondylus-Muscheln und Schneckenhörner. Das Hochland lieferte im Gegenzug Knollenfrüchte, Salz, Quinoa, Wolle und Kameliden.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Lagerwirtschaft

Machu Picchu Terassenbau

Machu Picchu Terassenbau

Der Sinn jeder Eroberung lag in der Zugewinnung von landwirtschaftlich nutzbarem Land. Um die Produktion zu steigern, nahmen die Inka große Eingriffe vor. Ganze Landstriche verwandelte man in Terrassenanlagen, unterirdische Wasseradern wurden angezapft, Aquädukte errichtet, Lagerstätten gebaut und an das Straßennetz angeschlossen. Für die Inka-Adligen war Mais das wichtigste Anbauprodukt. Er diente nicht nur als Nahrungsmittel, sondern vor allem auch als Basis für chicha, Maisbier, das sie für Feste und Zeremonien benötigten. Das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung war jedoch die Kartoffel. Für die Inka stand nicht die Erhaltung der Biodiversität im Vordergrund, sondern die Nutzung des Landes für ihre Interessen. So funktionierten sie im Norden des Imperiums ein Gebiet mit vielfältiger Landwirtschaft zu reinen Weidegründen für Lamaherden um.

Tod- und Jenseitsvorstellung

Die vier Reichsteile, suyus, waren nicht nur über das ökonomische System verbunden, sondern auch durch gemeinsame große Rituale. Einmal im Jahr und zusätzlich beim Tod eines Sapa Inka fand das große Capacocha-Ritual statt, der Höhepunkt des imperialen Opferzyklus. Hierfür brachten curacas, lokale Herrscher, die bedeutendsten Götterfiguren aus dem ganzen Inka-Reich nach Cusco. Diese wurden auf dem Hauptplatz versammelt und vom Inka nach der Zukunft befragt. Andere Menschen pilgerten ebenfalls nach Cusco und brachten Opfergaben wie Platten aus Gold und Silber, die während des Rituals zu kleinen Lama- oder Menschenfiguren verarbeitet wurden sowie feine Textilien, Federn tropischer Vögel und Lamas.[the_ad id=”5006″][the_ad id=”5523″]Kinder für die Götter – Kinderopfer

Ausstellungsraum Kinderopfer Inka Ausstellung - Copyright: Andreas Jacob

INKA Ausstellung
© Andreas Jacob

Die wertvollste Opfergabe aber waren viele Kinder, die in Cusco auf ihr Schicksal vorbereitet wurden. Am Ende des großen Orakels brachte man alle Gaben, auch die Kinder, in die vier suyus zurück. Die Kinder wurden geopfert, einige zusammen mit den Figuren der Berggottheiten, den apus. Opferte man nicht, so zürnten die Götter dem Inka und Unglück kam über alle Menschen.

Opfergaben & Grabbeigaben

Federhaube für die Kinderopfer: Auf dem Vulkan Ampato wurde die Mumie eines Mädchens gefunden. Sie trug so eine Federhaube. Der Ampato war zur Inka-Zeit aktiv und bedrohte Felder und Siedlungen. Die Kinderopfer sollten ihn möglicherweise besänftigen. Andere Berge, auf denen man Kinderopfer fand, sind auffallend erzhaltig und wurden intensiv ausgebeutet. Vielleicht galten die Kinderopfer als Gegengabe für die Entnahme der Erze.